Altfeministin und junge Muslima im Interview…

Bis gestern kannte ich die Schweizer «Version» von Alice Schwarzer, die «Altfeministin» wie sie auch von Tanja Walliser (JuSo) bezeichnet wird, Julia Onken (dipl. Psychologin, Psychotherapeutin, Autorin, Ausbildung in Gesprächs-, Gruppen- und analytischer Paartherapie, Weiterbildung Sprach- und Lauttherapie) nicht. Wie gesagt bis gestern. Da fand ich auf «20min.ch» einen äusserst lesenswerten Artikel bzw. ein Interview (Teil 1 und Teil 2), welches Onken und eine strenggläubige Muslima führten. Selten habe ich mich dermassen über ein solches Gebahren aufgeregt. Dabei spielt es keine Rolle, dass sich Onken gerne als Verfechterin für die Frau einsetzt. Unter anderem geht es im Interview auch um den «Aufruf», den Onken an die Frauen gemacht hat, diesen kann man hier nachlesen.

(…)Auch Männer sind lernfähige Wesen. Mein Schäferhund ist beispielsweise sehr wohl in der Lage, neben mir zu sitzen, während ich ein Salamibrötchen esse. Er sitzt da und der Geifer tropft ihm aus dem Maul. Ich sage: Sitz! Und er bleibt sitzen. Wenn das bei einem Schäferhund möglich ist, dann muss es auch Männern möglich sein, sich in Gegenwart einer Frau beherrschen zu können, auch wenn sie ihn vielleicht erotisch stimuliert.(…)

Bereits mit diesem Vergleich disqualifiziert sich Onken schon selber. Männer mit Schäferhunden zu vergleichen ist wohl kaum der richtige Weg um die – teilweise noch vorhandene – Diskriminierung von Frau und Mann zu beseitigen.

(…)Dann müssen wir an dieser Stelle festhalten: Es gibt nicht einen Islam. Es gibt offenbar verschiedene Islame. Aber warum zeigt ihr euren offenen, humanistischen Islam nicht öffentlich? (…) Es wäre eure Aufgabe, so etwas richtig zu stellen und euren Glaubensgenossen die Barbarei auszutreiben.(…)

Ich weiss ja nicht, in welcher Welt Onken lebt, aber so was ist ja ganz normal. Es gibt ja nicht einfach auch ein Christentum, oder? Wie unwissend muss man sich da schon stellen? Und wenn wir schon im Christentum sind: Entschuldigen sich etwa Bischöfe aus der Schweiz dafür, dass irische Priester sich an kleinen Jungs vergehen?

Ich wollte eine Diskussion, und die ist lanciert. Das Minarett ist nur ein Symbol. In einer Partnerschaft zum Beispiel verhält es sich ähnlich: Sie parkiert ihr Auto immer so saublöd in der Garage, dass er nebenan keinen Platz mehr hat, er macht den Klodeckel prinzipiell nicht zu. Das sind alles Symbole, mit denen der Streit anfängt. Dahinter aber stecken gegenseitige Kränkungen, die nie zur Sprache kamen, also ein ganzer Rattenschwanz an Emotionen – und genauso verhielt es sich jetzt bei der Minarett-Initaitve. (…) Auch ich bin für viele zur Rassistin geworden seit meiner Empfehlung.

Ich habe selten so dämliche wie auch kindische Vergleiche gelesen. Man kann ja auch alles überinterpretieren, oder? Und wenn sie eine Diskussion hätte initiieren wollen, hätte sie das durchaus auch tun können – aber nicht so.

Aber wo waren diese Leute, die Sie nun als bekennende Muslimin anfeinden, vor der Abstimmung? Hat man Ihnen etwas vorgemacht, etwa Toleranz vorgetäuscht? Darum geht es mir. Dass wir vorher in einem solchen Zwang waren, die unguten Gefühle gegenüber dem Islam nicht aussprechen zu dürfen.

Ungute Gefühle? Ich nenne das Unwissenheit und vor allem eine erschreckend salonfähig gewordene Islamphobie unter dem Deckmantel des «Frauenschutzes». Jetzt ist die Büchse der Pandora ja geöffnet, jetzt darf man hemmungslos kritisieren. 57 % Ja-Anteil legitimieren ja dazu…

Interessant ist auch die Antwort ihrer Gesprächspartnerin Sara, einer Schweizer Muslima am Ende des Interviews auf die Frage nach den Unterschieden zwischen ihr und Onken:

In der Tendenz zur Verallgemeinerung. Es ist nicht alles muslimisch, was unterdrückt wird. Nehmen Sie es nicht persönlich, aber ich sehe vor allem mangelnde Kenntnisse über unseren Glauben. Ein Urteil über den Islam erfordert ein vertieftes Verständnis für diese Religion.

Genau das ist der springende Punkt. In dieser Debatte tümmeln sich Leute, die nicht wirklich viel Ahnung über das Thema haben, oder alles, was sie sehen, durch ihre «westliche» Brille sehen (wollen). Das schadet dem Thema. Das «Ja» zur Minarett-Initiative macht es den hier lebenden Muslimen nicht einfacher. Wieder werden sie gebrandmarkt, ähnlich wie nach dem «09/11». Ob es gewisse Parallelen zur Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung in Europa um die 1930er Jahre herum gibt, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber einige Tendenzen sind schon erkennbar.

Übrigens, Tanja Walliser hat sich die Mühe gemacht und Onken auch einen offenen Brief geschrieben. Wirklich lesenswert. Ich fürchte allerdings, dass der Brief beim Empfänger nix gebracht hat…

Politiker sind…

… sind manchmal ziemlich realitätsfremd. So wie z. B. Evi Allemann (SP) und Viola Amherd (CVP), die gemeinsam gegen Killerspiele kämpfen…

Statt das „Übel“ bei den Wurzeln zu packen, belassen sie es bei harmloser Symptombekämpfung….

Und ja, ich oute mich: Ich spiele auch Killerspiele. Bin ich jetzt etwa verdächtig?!

JSVPO online…

Tja, jetzt hat offenbar auch der «jugendliche» Ableger der sogenannten «Volkspartei» in meinem Kanton eine Homepage. Gleich eines vorweg: Die wirre Gestaltung ist nur eine Spiegelung dessen, was Wirres auf der Homepage steht.

Aber es ist ganz interessant zu lesen, was «Jugendliche» im Dienste König Blochers so alles zu leisten im Stande sind.

Und natürlich hört man erst jetzt vor den Grossratswahlen etwas von den jungen Politikern. Da werden Parolen verbreitet, Sprüche geklopft und wenn man die Augen schliesst, und sich einen Zürcher Dialekt vorstellt, hat man flux Blocher und seine Crew vor dem inneren Auge. Schon faszinierend, oder?

Aber wer weiss, wie viel Geld Blocher und Co. in so eine kleine Jugendpartei im Wallis hineinbuttern. Lohnen würde es sich wohl, denn im Oberwallis gibt es – wie ich immer wieder feststellen muss – ein grosses xenophobes Potential, das es abzuholen gilt.

Deshalb an dieser Stelle ein «offener Brief» an die JSVPOler…

Liebe JSVPO (ich weiss, ihr werdet das hier nicht lesen)
Euch gibt es noch nicht lange. Man hört auch nix von euch. Okay, ab und an verteilt ihr einige Rosen an Mütter, weil bald Muttertag ist. Gleichzeitig wehrt ihr euch aber gegen Krippenplätze und Gleichstellung. Wie passt das zusammen?

Die traditionelle Familie, Vater arbeitet; Mutter schuftet zuhause, hat längst ausgedient. Wer das noch nicht wahrhaben will, ist ein unverbesserlicher Ewiggestriger ohne Sinn für die Zukunft. Aber offenbar hätten einige SVP-Jünger ja ganz gerne, wenn sie ihr Frauchen daheim kontrollieren könnten. Das ist übrigens etwas, was sie mit manchen «Machos» aus orientalischen Ländern wohl gemeinsam haben (sic!)…
Ich weiss, ihr werdet im Wallis wohl viele Stimmen holen. Es gibt leider Leute, die auf eure populistischen und fremdenfeindlichen Parolen hereinfallen. Natürlich wünsche ich mir das Gegenteil.

Die SVP hat der Schweiz mehr geschadet als genützt. Und wer sich jetzt über die UBS aufregt, sollte sich mal daran erinnern, was Blocher und seine Kumpanen früher angestellt haben… Tja…

Resümee 2008

Weihnachten neigt sich dem Ende zu und ebenso das Jahr 2008. Eigentlich müsste hier, nun ein kleines Resümee stehen. Ich müsste mir Gedanken über das vergangene Jahr machen, über meine Leistungen, meine erreichten Ziele, meine Fehler, etc. Vielleicht würde ich auch über die Finanzkrise schreiben. Oder auch darüber, dass Bush – oder wie er bei den Indianern auch genannt wird: «Der Mann, der mit der Bretzel kämpfte» – endlich einen würdigen Nachfolger hat. Vielleicht würde ich aber auch über die Terroranschläge in meiner Heimat schreiben oder über die Opfer der unzähligen, andauernden Konflikte auf der Erde (die machen ja für gewöhnlich nicht vor Feiertagen halt…). In meinem Resümee müsste ich vermutlich auch die «EM 2008» und natürlich die Pekinger Menschenrechtsspiele, äh, «Olympischen Spiele».

Ich hätte vermutlich über vieles zu schreiben, wenn ich ein Resümee schreiben würde. Einiges würde ich vielleicht auch weglassen. Über einiges mehr und über anderes vielleicht nur einige Zeilen schreiben.

Wie gesagt, das alles würde ich tun – oder auch nicht. Wenn ich denn einen passenden Beitrag verfassen würde…

Blocher und Südafrika

Es gibt Leute, die mögen den abgewählten Bundesrat Christoph Blocher. Es gibt Leute, die finden seine Arbeit gut. Letztlich gibt es auch Leute wie mich, die ihn äusserst kritisch sehen. Deshalb sind meine Beiträge in meinem Blog auch sehr kritisch und teilweise auch sehr abwehrend gegenüber Blocher und seine strammen Mannen von der sogenannten «Volkspartei».

Die obenerwähnte Bemerkung dient nur der Einleitung. In meinem heutigen Beitrag geht es um eine Grundstimmung bei Blocher-Fans und Fanatikern, die man immer wieder einmal beobachten kann und die von C. B. wohl auch selber ein wenig geschürt wird.

Es gibt Leute, die halten C. B. für den besten Mann im Bundesrat. Für den einzig wirklich fähigen unser Land zu «retten». Vor was retten? Einige werden jetzt wohl hinter vorgehaltener Hand das Wort «Ausländer» flüstern, andere vielleicht das Wort «EU».

Es geht mir nicht darum, dass Bild von Blocher zu demontieren. Bei wirklich (blinden) Gläubigen ist so etwas ohnehin nicht möglich. Aber vielleicht fangen dann mal einige Leute an selbstständig zu denken…
In der Online-Ausgabe der UNIA-Zeitung «Work» habe ich einen sehr interessanten Artikel über Christoph Blocher und seine Tätigkeiten rund um das Apartheidregimes in Südafrika gefunden.

(Zur Info an alle Jungen Blocher-Fans: Das Apartheidregimes in Südafrika war eine rassistische Trennung von «dunkelhäutigen» und «weissen» Bürgern. Es waren z. B. Kontakte zwischen «Farbigen» und «Weissen» teilw. verboten; «Farbige» verdienten bei gleicher Arbeit weniger, etc.)

In diesem 2005 erschienen Artikel stehen u. a. folgende, äusserst interessante Passagen:

«… Längst hatten sich auch zahlreiche Staaten den Uno-Sanktionen gegen Südafrika angeschlossen. Doch Südafrikafreund Blocher kümmerte das nicht. Seit Jahren kämpfte er zusammen mit dem Rechtsaussen- Propagandisten und heutigen SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer «gegen die weit verbreitete Desinformation über das südliche Afrika». Unter Desinformation verstanden Blocher und Schlüer nicht nur die Berichte linker Medien über die rassistische südafrikanische Politik, sondern auch die Berichterstattung international renommierten Medien wie der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» oder des «Wallstreet Journal». »

«1982 gründete Blocher die «Arbeitsgruppe südliches Afrika» (ASA), der er als Präsident vorstand. Und er hob deren Kampfpostille, das «ASA-Bulletin », aus der Taufe. Darin durften Militärs, Rechtspolitiker und Wirtschaftsführer wortgewaltig das südafrikanische Regime rechtfertigen. Zum Beispiel die zentralen Säulen der Rassentrennung. So zeigte das «Asa-Bulletin» laut dem «Magazin» Verständnis für den «Immorality Act». Dieser verbot unter Androhung von Gefängnisstrafen jegliche sexuellen Beziehungen zwischen Schwarzen und Weissen. Verständnis und Rechtfertigung auch für den «Bantu Education Act»: Dieser verordnete, dass Schwarze nur getrennt von Weissen unterrichtet werden sollten. Blochers und Schlüers «ASA-Bulletin» kritisierte die Entkolonialisierung Afrikas nach dem Zweiten Weltkrieg und rief zu einer «europäischen Neokolonialisierung zur Rettung des sterbenden Afrika» auf.»

Ich werde diese Passagen nicht weiter kommentieren, sagen sie doch selber schon sehr viel aus…
Den ganzen Artikel kann man übrigens hier nachlesen: http://www.workzeitung.ch/tiki-read_article.php?articleId=289