Wie ich mit Rassismus umgehe. Einige Gedanken

Kein Trigger

Ich finde Triggerwarnungen (TW) seltsam. Ich erlaube mir aber, diesem nachfolgenden Text einige Bemerkungen voranzustellen:

  1. In diesem Text schildere ich meine persönlichen Erfahrungen.
  2. Meine Erfahrungen müssen sich nicht mit denen anderer Menschen abdecken.
  3. Ebenso spreche ich ausschliesslich für mich; ich repräsentiere keine Gruppe. Ich möchte das nicht.
  4. Ich war kein einfaches Kind. Ich war aufmüpfig, störte den Unterricht und konnte auch sonst sehr anstrengend sein.
  5. Ich begrüsse jeglichen Meinungsaustausch. Entweder in den Kommentaren oder auf Twitter

Eine (kleine) Einleitung

In einigen Tagen werde ich 40. Als ich damals im Jahre 1981 in Poona (Indien) geboren wurde, stand meine Zukunft unter einem denkbar schlechten Stern: keine Familie, keine Gesundheit. Keine guten Voraussetzungen. Wie gut musste es das Schicksal dann mit meiner Wenigkeit meinen, als ich von wunderbaren Eltern in der Schweiz adoptiert wurde und in behüteten Verhältnissen aufwachsen konnte.

Schon als meine Mutter mit mir im Kinderwagen unterwegs war, gab es Sprüche à la «Wie viel hast du für das Kind bezahlt», etc. Für meine Mutter unvorstellbar und sie kann sich über so was noch heute, knapp 40 Jahre später, aufregen.

Meine Kindheit war teilweise ein Spießrutenlauf. Öfters wurde ich zusammengeschlagen, gehänselt; mir wurden Kleider und Schulmaterial gestohlen und öfters war ich einfach der sprichwörtlich schwarze Peter (man möge bitte für den hierzulande geläufige Namen ein Nomen einsetzen, welches immer mal wieder heftige Debatten provoziert)

Im Nachhinein, aus der Ferne betrachtet, wirkt alles natürlich viel harmloser. Aber als kleines Kind war das nicht so harmlos. Es gab viele Tage, an denen ich mit grosser Angst den Heimweg antrat, weil ich Angst hatte, dass mich ein Mitschüler erschiessen würde (natürlich haben Kindergärtner keine Waffen, aber das war mir damals nicht so ganz bewusst).

Das ging so, bis ich in die Orientierungsschule kam, in der ich einen sehr geduldigen und guten Klassenlehrer hatte. Da war ich aber bereits ca. 13.

Nun kann man sich fragen, was meine Eltern unternommen haben. Sie haben öfters das Gespräch mit den Eltern der «Täter» gesucht, vielfach wurde das aber nicht ernst genommen.

Ich selbst habe mich «gewehrt», indem ich den Unterricht gestört hatte, mit Fragen, mit Dazwischenreden, etc. – wobei ich natürlich sehr wissbegierig war und eigentlich aus Interesse gefragt habe (Vielfach wurde das aber als Provokation ausgelegt).

Auch die Lehrer waren öfters überfordert. Mit der Situation und mit mir. Heute wäre das wohl anders. Nein, ich war kein einfaches Kind und ich weiss nicht, ob ich mit mir selbst zurechtgekommen wäre.

Danach ging es dann besser. Je erwachsener mein Umfeld wurde, desto besser ging es mir. Die «Auswirkungen» sind geblieben: das Misstrauen, die Angst und letztlich auch der Hass. Aber Hass ist keine Lösung.

Wie ich Rassismus sehe

Vielleicht ist meine persönliche Definition von «Rassismus» falsch aber für mich zumindest passt sie so: Rassismus bedeutet für mich (positive) Diskriminierung, Gewalt, etc. aufgrund der Hautfarbe oder der Herkunft. Nicht darunter fällt für mich die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder des Glaubens. (Wer das nach «Gefährlichkeit für die Betroffenen» ordnen mag, darf das gerne tun. Meins ist das nicht)

Und in meiner Definition kann zuerst einmal absolut jeder von Rassismus betroffen sein. Ich halte die moderne Interpretation davon, dass es keinen Rassismus gegenüber «Weissen» geben kann, für sehr gefährlich und in sich schon rassistisch. Nützlich ist das nicht.

Gruppierungen für ein Verhalten verantwortlich zu machen ist selten eine vielversprechende Idee. Egal ob von Rassisten oder Kämpfer gegen Rassismus. Ich kann die Wut und den Hass der Opfer, die das gleichwohl tun, verstehen. Es hilft aber nichts.

Schon sehr lange beschäftigt mich das Thema, aus naheliegenden Gründen. Und ja, ich würde es lieber nicht tun. Es gibt schliesslich schöneres.

Trotzdem habe ich in einem Tweet einmal formuliert, wie man Rassismus bekämpfen kann.

https://twitter.com/abhijitb81/status/1371058090448195590?s=20

Da man mir öfters schon mal Naivität vorwirft, möchte ich meinen Tweet hier weiter ausführen. Vielleicht helfen meine Gedanken ja jemandem.

Rassismus bekämpfen

Zuerst einmal muss man sich der Tatsache bewusst werden, dass man Rassismus niemals besiegen kann. Es ist in der Natur des Menschen, ihm Unbekanntem erst einmal negativ gegenüberzustehen.

Das bedeutet natürlich nicht, das man ihn akzeptieren muss. Aber es hilft bei der Verarbeitung. Zumindest mir.

Ich versuche, es gelingt mir natürlich nicht immer, jedem Menschen positiv zu begegnen und seinem Handeln erst mal eine gute Absicht zu „unterstellen“.

Es ist ein Unterschied, ob ich Menschen feindselig gegenüberstehe oder aufgeschlossen bin. Dabei spielt die Hautfarbe oder was auch immer keine Rolle. Ich rede mit jedem, solange Reden noch möglich ist. Es wird Situationen geben, wo das nicht mehr möglich ist. Soweit sollten wir es nicht kommen lassen. Dafür sind wir alle gleichermassen verantwortlich.

Wo Reden nicht mehr möglich ist, interagieren diese Menschen auch nicht mehr mit mir. Für sie bin ich eine „Persona non grata“. Das ist zwar ärgerlich, lässt sich aber nicht vermeiden. Und es berührt mich letztlich auch nicht mehr.

Jeder Mensch hat irgendwo einen Rucksack mit seinen (Alt-)Lasten. Mit Dingen, die ihn beschäftigen, die ihn prägten. Es ist nicht so, dass, nur weil jemand eine helle Haut (aka „Weiss“) hat, er keine Probleme hat. Und es ist nicht so, dass diese Menschen keine Vergangenheit haben. Sie alle haben Erinnerungen und Erfahrungen, die aus ihnen das gemacht haben, was sie jetzt sind. Jeder Mensch hat eine Vergangenheit und jeder Mensch trägt seinen Rucksack. Mal leichter, mal schwerer.

Mit diesem Wissen versuche ich, die Handlungen eines Menschen zu verstehen und einzuordnen. Natürlich weiss ich nicht von jedem Menschen, mit dem ich zu tun habe, die ganze Lebensgeschichte. Das ist aber auch gar nicht nötig.

Wenn mich also jemand rassistisch attackiert, dann ist dieser Mensch dafür verantwortlich. Niemand sonst. Seine Herkunft, seine Vergangenheit kann das erklären – nicht aber rechtfertigen.

Es geht mir nicht darum, Rassismus zu verteidigen. Aber ich versuche die Menschen zu verstehen. Nicht jede Äusserung, die heutzutage vorschnell als Rassismus abgetan wird, ist auch wirklich Rassismus. Zumindest für mich nicht. Ich wurde früher beispielsweise regelmäßig auf meine Herkunft angesprochen. Heute wäre das undenkbar. Je nach Situation habe ich dann direkt erklärt, woher ich stamme oder ich habe meine Herkunft in einen Witz verpackt. Lachen hilft manchmal das Eis zu brechen :-)

Natürlich gibt es auch peinliche Fragen. Das lässt sich nie ganz verhindern. Aber auch dann bin ich der Meinung, kann man die Nichtbeantwortung sachlich erklären, ohne aus dem Fragenden einen Rassisten zu machen.

Entscheidend ist, wem man die Deutungshoheit gibt. Wem man erlaubt, einem zu verletzen. Wer in einem so nahen Kreis ist, dass mich dessen Worte verletzen können. Das habe ich allein in der Hand.

Denn, ich bin kein Opfer. Ja, ich habe eine andere Hautfarbe. Es hat Jahre gebraucht, bis ich mich in meiner Haut endlich wohlgefühlt habe. Es sind heutzutage nicht die Rassisten, die mich ständig an meine Hautfarbe erinnern. Es sind diejenigen, die vorgeben, gegen Rassismus zu kämpfen. Das ist bedenklich. Ich bin, so hoffe ich doch, viel mehr als meine Hautfarbe.

#Update 06.06.2021: Änderung des Titels sowie einige Rechtschreibfehler, die sich eingeschlichen haben ;-)

Youtube Empfehlung 2: Bleilo & SallyIsG4You

Vor einiger Zeit habe ich bereits einen jungen ambitionierten Youtuber vorgestellt (der übrigens immer noch mehr Zuschauer verdient hat!). Inzwischen habe ich weitere Kanäle gefunden, die es wert sind, besucht und ggf. unterstützt zu werden.

Bleib logisch… mit Bleilo

Bleilo, das ist Bleilo und sein Kameramann. Bleilo – Das sind Videos u. a. über «feministische Mythen», über Rassismus, Sexismus und sonstige (un-)logische Dinge, die es wert sind, genauer beleuchtet zu werden. Bleilo – Das ist der Mann mit der Maske. Wobei, Mann…?

Damit man sich vermehrt auf den Inhalt fokussiert, tritt er mit einer Maske auf und wird dabei kongenial von seinem Kameramann in Szene gesetzt. Die Videos wirken durchwegs gut choreografiert und machen wirklich Spass. Was man höchstens kritisieren kann ist die Länge. Denn, eigentlich sind sie viel zu kurz jeweils.

Wer Bleilo unterstützen möchte, kann das natürlich mit einem kostenlosen Abo auf Youtube (und ganz vielen «Daumen hoch») tun oder aber er spendet monatlich einen gewissen Obulus. Und ich denke, Bleilo, inkl. Kameramann ist das durchaus wert!

SallyIsG4y – Der coole Skeptiker von nebenan

Anders als Bleilo tritt SallyG mit offenem «Visier» auf. Auch er kritisiert und kommentiert gesellschaftliche Themen und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Seine Kritiken sind jedoch immer sehr sachlich und nachvollziehbar.

Sehenswert sind definitiv seine Videos, in denen es um den Islam geht.

Auch SallyG kann man mit einem Abo (und vielen «Daumen nach oben») unterstützen. Aber auch er hat einen Patreon-Account und ist sicherlich über jede Spende froh. Verdient hat er sie allemal.

Von Menschen und Schweizern…

Gedanken zur «Durchsetzungsinitiative» der Schweizerischen Volkspartei

In einigen Wochen ist es wieder soweit: Die ersten Abstimmungen stehen an. Neben der Volksinitiative (Vi) «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln» und derjenigen «Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe» geht es – mal wieder – um die Ausschaffung krimineller Ausländer. Die von der SVP lancierte Initiative verlangt, dass die VI «Für die Ausschaffung krimineller Ausländer» (auch bekannt als «Ausschaffungsinitiative») aus dem Jahr 2010 wortgetreu umgesetzt wird. Sie hat auch gleich einen ganzen Katalog von strafbaren Taten, die eine automatische Ausschaffung und ein Einreiseverbot (zwischen 5 – 15 Jahre) mit sich bringt.

Auf den ersten Blick klingt das doch irgendwie toll: Schaffen wir einfach mal all die «bösen Ausländer»™ aus. Die Schweiz würde sicherer und alle wären glücklich.

Auf den zweiten Blick sieht das ganze schon ein wenig düsterer aus, denn es geht eben nicht nur um Ausländer, die kurz in der Schweiz sind, es geht – kurz gesagt – um alle Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Es kann also ebenso den 20jährigen Jugendlichen treffen, der hier geboren und aufgewachsen ist. Sein Pech: Er hat einfach keinen Schweizer Pass. Dabei spielt es keine Rolle, dass er das Land, aus dem seine Eltern stammten nur aus den Ferien kennt, die Sprache nicht spricht und auch sonst hier gut integriert ist. Er könnte sich ja «problemlos einbürgern lassen», lässt Christoph Blocher, Noch-Vize der SVP verlauten. Natürlich könnte er sich einbürgern lassen, aber wie bereits der von mir hochgeschätzte Sascha in seinem Blog schreibt, ist das ein wahrer Spiessrutenlauf. Die Aussagen, die Blocher im «Tagesanzeiger»-Interview macht, sind doch relativ zynisch zu verstehen und zeugen von einem Menschenbild, das ich nicht teilen mag – und da geht es mir wohl nicht alleine so.

Der dritte Blick ist nicht mehr düster. Er ist brandschwarz. Die in der Bundesverfassung (Art. 5 Absatz 2) verankerte Verhältnismässigkeit wird über den Haufen geworfen und einem Automatismus unterworfen, dem sich auch Richter unterzuordnen haben. Aber es ist nicht nur das, was mir Sorgen bereitet. Vielmehr geht es der SVP mit dieser Initiative nicht um die Opfer – auch wenn das Natalie Rickli, Nationalrätin der SVP, so gerne immer wieder betont (u. a. hier). Es geht vielmehr darum, «Schweizer» und «Nicht-Schweizer» noch stärker zu unterscheiden und zu trennen. So sind auch gemäss Hans-Ueli Vogt, SVP-Nationalrat, Secondos beispielsweise Menschen, die «nicht zur Gemeinschaft der Schweizer Bürger zählen, zur Schweizer Rechts- und Sozialgemeinschaft hingegen schon». Solche Unterscheidungen erstaunen doch sehr.

Der Titel dieses Beitrages lautet: «Von Menschen und Schweizern»… Natürlich sind Schweizer auch Menschen, wie auch diejenigen, die hier ohne den roten Pass leben. Diesen roten Pass, den sie dank der (J)SVP, nur sehr schwer bekommen können.

Ich würde mir wünschen – als verspäteter Wunsch zum neuen Jahr – dass die Menschen realisieren, dass man nur miteinander die Probleme, die in den nächsten Jahren auf uns warten, lösen können. Dass es nicht um «Papier»-Schweizer und richtige «Schweizer» (damit sind wohl «Eidgenossen» gemeint?) geht. Dazu braucht es aber auch Politiker, die miteinander arbeiten (wollen). Die nicht im «Volk» die einzig wahren Bestimmer und im (politischen) Gegner den Feind sehen.

Diejenigen, die im Februar 2016 abstimmen dürfen, sind alle nur aus glücklichen Umständen im Besitze des roten Passes. Das sollten wir bei Diskussionen, die uns nicht, dafür aber Menschen ohne eben dieses «magische» Stück, betreffen, nie vergessen.

Der stark «Pigmentierte»

Gedanken zur aktuellen Rassismus-Debatte…

Ich habe mir lange überlegt, ob ich zur aktuellen und allgegenwärtigen Rassismus-Debatte etwas schreiben soll. Eigentlich habe ich in früheren Beiträgen bereits alles gesagt. Zurzeit äussern sich viele Leute zu dieser Thematik. Egal ob Promi oder Sachkundiger.

Der Trigger.

Dass ich mich nun dennoch äussere, «verdanke» ich zwei Situationen:

In einer ersten wurde ich von einer Person, dessen Meinung ich sehr hoch schätze, darauf hingewiesen, dass sich mein politischer Standpunkt über die Zeit geändert hätte. In der zweiten wurde ich von «meiner» Partei aufgefordert, als «stark pigmentierter» Mensch zu diesen Positionen Stellung zu nehmen, denn ich würde mich damit ja am besten auskennen.

Das war der «Trigger», der mich zu diesem Text gebracht hat.

Zuerst einmal: Der allgegenwärtige Rassismus erstaunt mich nicht. Es gab ihn immer und wird ihn wohl immer geben. Manchmal tritt er öffentlicher, manchmal versteckter auf. Da hilft es nicht, wenn man rassistische Posts (oder solche, die man dafür hält) meldet oder Nachbarn, Mitbewohner, Mitarbeiter, etc. als «Nazi» abstempelt. Das löst weder die Problematik, noch wird es der Sache gerecht. Deshalb melde ich solche Posts auch nicht.

Für mich geht die Meinungsfreiheit extrem weit. Von persönlichen Angriffen, Diffamierungen, etc. abgesehen, können Menschen meinetwegen jede, für mich noch so «krude», Meinung äussern. Das bedeutet nicht, dass ich jede Meinung akzeptiere oder dass ich jede Meinung gut finde. Das bedeutet nur, dass ich die andere Meinung dulde. Und manchmal ist es mehr ein «Ertragen» als ein «Erdulden». Aber so ist das Leben. Es können und sollen nicht alle genau gleich denken und fühlen wie ich.

Deshalb soll jeder Mensch seine eigene Meinung äussern, egal wie extrem sie ist. Diese Freiheit hat er. Diese Freiheit schliesst aber auch ein, dass er sich damit zum Deppen macht.

Drum halte ich von Löschaktionen nichts. Was bringt es? Man «säubert» seine eigene Welt von Meinungen, die zugegebenermassen wirklich menschenfeindlich sind. Aber, auch wenn man auf den «Melde»-Button drückt, auch wenn sie so digital verschwindet, so schwirrt sie doch irgendwo noch rum. Aus den Augen, aus dem Sinn. Auch eine Möglichkeit.

Vielleicht sollte man sich also von der Vorstellung verabschieden, dass es eine Welt ohne Rassismus geben kann. Vielleicht sollte man sich mit der Vorstellung anfreunden, dass es Menschen gibt, die Angst vor Unbekanntem, vor «Fremdem» haben. Vielleicht sollte man auch für möglich halten, dass es Menschen gibt, die in Flüchtlingen in erster Linie eine Bedrohung sehen. Vielleicht sollte man sich der Tatsache stellen, dass die Politik mit gewissen Situationen hoffnungslos überfordert ist. Und vielleicht auch damit, dass einige Parteien bewusst «Ängste» (die durchaus real vorhanden sein können) schüren, während andere Parteien, diese nicht ernst nehmen. Vielleicht…

Gerade von meiner Partei hätte ich mir mehr gewünscht. Definitiv und ich bin sehr stark am Zweifeln ob ich dort noch Werte finde, mit denen ich mich identifizieren kann. Sich für die Schwachen einzusetzen heisst nun mal, auch unpopuläre Dinge zu sagen, den Menschen den Spiegel vorzuhalten. Auch und gerade ohne Rücksicht auf eventuelle (Sitz-)Verluste. Aber wenn man, aus Angst vor dem übermächtigen «Gegner» schweigt, hat man bereits kapituliert.

Ich weiss, das klingt stark nach Resignation. Und vielleicht habe ich auch resigniert. Insofern hat sich meine Einstellung wohl tatsächlich ein wenig geändert. Früher dachte ich, dass ich Menschen ändern könnte. Dass ich Menschen mit meinen Worten erreichen könnte. Doch dazu müsste ich heutzutage schreien (oder irgendein mehr oder weniger bekannter C-Promi sein). Die Hetzer überschreien. Aber das ist nicht meine Aufgabe. Auch nicht, weil ich «stark pigmentiert» (oder schöner ausgedrückt: «farbig») bin.

Was sollte man nun also tun? Was soll man gegen ein Phänomen tun, dass wohl unsterblich ist? Man sollte mit den Menschen reden. Aber nicht von oben herab. Man sollte ihre Ängste ernst nehmen. Auch und gerade besonders dann, wenn sie für einem selber nicht nachvollziehbar sind. Und man sollte den Menschen erklären, was der Ursprung dafür ist, dass Menschen ihr Hab und Gut, ihre Familien und Freunde, Hals über Kopf verlassen um eine gefährliche Reise zu wagen. Das alles kann man tun. Man kann hoffen, dass sie einen Gedanken daraus mitnehmen und vielleicht erkennen, dass man solche Thematiken nicht losgelöst vom sonstigen Weltgeschehen betrachten kann (Menschen flüchten ja nicht einfach so…). Aber mehr nicht. Und natürlich wird es Zeitgenossen geben, die auch für solche Worte nicht empfänglich sind. Aber um die kümmert sich, sollten sie straffällig werden, das Gesetz.

Und man sollte sich nicht von seinen Vorstellungen verabschieden: Das Rad der Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Vorbei sind die Zeiten, in denen «Farbige» einen anderen Bürgersteig nehmen mussten, in denen sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Wir sind in einer multikulturellen Gesellschaft angekommen. Und das ist gut so. Es ist bereichernd und inspirierend. Und es lohnt sich, dafür die Feder zu spitzen und zu schreiben. Ganz ohne Verurteilung Andersdenkender.

Das gilt für Politiker und insbesondere die Medien: Statt immer nur über vermeintliche «Probleme» mit asylsuchenden Menschen zu berichten, wären vielleicht auch positive Erlebnisse erwähnenswert. Zeigen, dass es auch anders geht. Dass das auch nur Menschen wie du und ich sind. Das kann man tun.

Ich habe eine Seite gewählt, weil ich Mensch bleiben will. Und du?

Empfehlenswerte «Podcasts»

Immer wenn ich mit meinem Hund laufen gehe oder mich im Fitnesscenter auspowere, höre ich mir «Podcasts» an (was «Podcasts» sind, erklärt dieser «Wikipedia»-Artikel prima). Seit Jahren pflege ich meine Liste an Sendungen, die ich mir anhören möchte. Manchmal kommen neue Formate hinzu, manchmal fliegen einige heraus. Es gibt aber einige Sendungen, die ich seit Beginn höre – oder zumindest seit ich sie gefunden habe.

«Jürgen Domian» («1Live» / «iTunes»)

Die Sendung, die den Nachnamen des Moderators Jürgen Domian trägt, fand ich nur durch Zufall. Auf «Twitter» wird immer mal wieder unter dem #Hashtag #Domian über die Sendung diskutiert. Von Neugier gepackt hörte ich mir einige Sendungen an und bin seit einigen Jahren nun ein grosser Fan des nächtlichen Radio-Talks. Nicht immer ganz einfache Kost, aber insgesamt doch sehr unterhaltend. Leider ist es mit «Domian» 2016 aus.

«Tanger – Glasgow» («Couleur 3» / «iTunes»)

«Couleur 3» ist für mich das bessere «SRF 3». Die Sendung bringt eine Stunde lang fantastische Musik. Wenn man mal entspannen will, gibt’s nichts besseres als «Tanger – Glasgow».

«Kontrovers» («Deutschlandfunk» / «iTunes»)

Diese Sendung fehlt mir bisher bei unseren schweizerischen Sendern: Etwas mehr als eine Stunde (unterbrochen mit Nachrichten, die aber im «Podcast» nicht zu hören sind) diskutieren verschiedene Politiker/Experten über ein aktuelles Thema. Immer wieder können sich Zuhörer mit Fragen und/oder Wortmeldungen in die Sendung einklinken. Ich wünschte mir manchmal, die Sendung wäre länger. Natürlich muss man sich für das aktuelle Zeitgeschehen (in Deutschland, aber nicht nur dort…) interessieren… Wenn man das aber tut, wird man mit einer tollen Sendung belohnt, aus der man manchmal Inputs mitnehmen kann.

«Das Feature» («Deutschlandfunk» / «iTunes»)

«Das Feature» stammt ebenfalls aus dem «Deutschlandfunk» und wartet mit extrem spannenden Reportagen auf. Die Themen sind vielfältig, die Qualität jedoch durchgehend hoch.

«Roger gegen Roger» («Radio 1» / «iTunes»)

«Roger gegen Roger» ist die Talk-Show von Roger Schawinski, in welcher er sich mit Roger Köppel, seines Zeichens Chefredakteur und Verleger der Weltwoche, über aktuelle Themen unterhält. Die Sendungen sind sehr kurzweilig, was daran liegt, das beide sehr selten die Dinge gleich sehen.

«This Week in Tech» («TWIT» / Abo-Optionen)

Dieser «Podcast» wurde mir von Bruno Zuber, einem guten Freund, empfohlen. Wie der Name schon erahnen lässt, geht es in «TWIT» um IT und Technik. Absolut hörenswert. Nicht nur für Geeks und Nerds.

«Security Now» («TWIT» / Abo-Optionen)

Diesen «Podcast» verdanke ich ebenfalls Bruno. Das Thema dieser Sendung ist («IT»)-«Security. Ebenfalls sehr hörenswert.

«Happy Shooting – Der Foto-Podcast» (Webseite / «iTunes»)

Nicht nur für (ambitionierte) Hobbyfotografen, sondern für alle, die sich für Fotografie interessieren, ist dieser «Podcast» geeignet. Es werden Themen rund um die Fotografie behandelt, neue Gadgets vorgestellt und Zuschriften von Hörern behandelt. Alles in einer lockeren Atmosphäre, die einem die Zeit (jede Sendung dauert ca. 100 Minuten) vergessen lässt.