Sexismus und Rassismus

Endlich hat «Social Media» eine ernsthafte Daseinsberechtigung gefunden: Die #Aufschrei-Debatte zeigt sehr gut, wie man mit sozialen Netzwerken Menschen erreichen und – was noch wichtiger ist – den Betroffenen eine Stimme geben kann. Endlich geht es nicht um das Sammeln von «Likes» für bestimmte Zwecke. Nein, ich halte das nicht für schlimm, aber der #Aufschrei bewegt sich doch – zum Glück – in anderen Sphären.

Als Mensch, der zeit seines Lebens mit Rassismus konfrontiert wurde und wird, wünsche ich mir, dass diese Debatte ein Umdenken auslöst. Klar, in der aktuellen Debatte geht es nicht um Rassismus. Oder etwa doch? Nein, Frauen sind natürlich keine Rasse und Rassen sowie deren Einteilung sind ohnehin doof… Und Männer betrachten Frauen hoffentlich nicht als Rasse…

Aber Sexismus hat oft auch mit Rassismus zu tun. Ein Artikel der «Welt Online» vom 09. November 2011 bringt es so auf den Punkt:

«Der Sexismus ist mit einer Neigung zur sozialen Dominanz und mit Autoritarismus verbunden. Das heißt, dass sexistische Menschen Hierarchien und soziale Ungleichheiten akzeptieren. Sie glauben, dass die verschiedenen Gruppen den Status haben, den sie verdienen, und das die Klasse, zu der sie gehören, die Beste ist.»

Für mich bedeutet das, dass man sich am liebsten nur mit Menschen aus der eigenen Gruppe und/oder aus einer «hierarchisch tieferen» Gruppe zusammentun sollte. Eine sehr bedenkliche Tendenz. [Persönliche Erfahrung: «Mit dir wäre ich gerne zusammen, aber deine Hautfarbe ist ein Problem…»]

An der ganzen Sache sind die Medien ja nicht ganz unschuldig: Sendungen wie «Auf Brautschau im Ausland» wollen uns folgendes zeigen: Die «armen» Männer bekommen hier keine Frauen und «müssen» sich im Ausland ein «Dummchen» anlachen. Sendungen dieses Kalibers gibt es zur Genüge. Die Kultur der Einheimischen wird auf die Schippe genommen und – immer unter dem Aspekt der «westlich zivilisierten» Welt kritisiert. Sodass der «08/15»-Zuschauer am Ende denken muss dass diese Männer den Frauen ja noch einen Gefallen tun, sie aus dieser armen Welt zu «retten». Der Völkerverständigung und der Verständigung zwischen Mann und Frau dienen solche Formate nicht.

Natürlich: Die Protagonisten werden in der Show selber gnadenlos vorgeführt und realisieren – falls überhaupt – erst viel später, was mit ihnen geschehen ist. Ihnen kann man insofern einen Vorwurf machen, als das sie hätten wissen müssen, was auf sie zukommt. Aber zugleich sind sie eben auch Opfer einer Unterhaltungsindustrie, die das Vorführen von Menschen als Unterhaltung propagiert.

Was ich mir in der aktuellen Debatte wünschen würde: Dass die Medien insbesondere auch TV-Sender, ihre Verantwortung wahrnehmen und ihre Sendungen einmal auf den Prüfstand stellen. Es kommt nämlich nicht von ungefähr, dass einige Zeitgenossen so ein krudes Frauenbild haben…

Meine Filme 2012.

Nachdem ich über meine «entdeckte Musik» geschrieben habe, wird es Zeit, sich um die filmischen «Entdeckungen» zu kümmern. Zugegeben: Diese Idee hatte Sam auch schon…

Auch hier gilt: Es sind nicht zwingend Filme, die im Jahre 2012 herausgekommen sind. Die Filme werde ich nicht zusammenfassen. Das wurde auf Wikipedia bereits gemacht.

«Der Gott des Gemetzels» (dergottdesgemetzels.de)

Yasmina Rezas wohl berühmtestes Stück kannte ich vorerst nur als Hörspiel. Deshalb war ich auf die Verfilmung gespannt. Roman Polański gilt als Garant für hochstehendes Kino und die Crew, die er um sich versammelt hat ist auch nicht ohne: Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz und John C. Reilly geben sich in diesem Film, der leider nur ungefähr 79 Minuten geht, ein Stelldichein.

Ich finde den Film grossartig. Er lebt nämlich nur von seinen Schauspielern und die spielen ihre (Eltern-)Rollen sehr glaubwürdig. Überhaupt: Der Film wirkt sehr glaubwürdig auch wenn die Story natürlich übertrieben ist. Aber, welchen Eltern geht das nicht so: Die eigenen (moralischen) Vorstellungen wollen nicht so ganz zum Verhalten des Nachwuchses passen…

«Dame, König, As, Spion» (tinker-tailor-soldier-spy.com)

George Smiley, die «realistischere» Version von James Bond, wird in diesem Film von Gary Oldman gespielt. Die Rolle Smileys hatte übrigens auch schon der grossartige Alec Guinness in einer TV-Produktion inne.

In meinem Bekanntenkreis stiess der Film nicht auf die gleiche Begeisterung wie bei mir. Dies hat vielleicht mit der Tatsache zu tun, die ich im ersten Satz schon angesprochen habe: Smiley ist «realistischer» (als James Bond). Man sieht in bei typischer Geheimdienstarbeit und diese besteht nun mal nicht im Verführen schöner Frauen oder fahren der neuesten Autos.  Und gerade dieser «Realismus» tut dem Agenten-Genre ganz gut. Sonst läuft man Gefahr, jeden Agenten mit James Bond zu vergleichen.

Ein wundervoller, nicht ganz einfacher Film. Trotzdem: Sehr empfehlenswert.

«Batman-Trilogie» («Batman Begins» / «The Dark Knight» / «The Dark Knight Rises»)

«The Dark Knight Rises» war übrigens der einzige Film, den ich 2012 im Kino gesehen habe. Und das auch nur deshalb, weil ich die vorangehenden Teile ebenfalls im Kino gesehen habe.

Was soll ich sagen? Als Kind, der mit Michael Keaton als «Batman» aufgewachsen ist, war ich natürlich skeptisch. Zu viele Regisseure (und zu viele «Batman»-Darsteller) hatten sich an diesem düsteren Ritter versucht – und sind damit grandios gescheitert. So stand der Neustart nicht gerade unter den besten Sternen – auch wenn Nolan für Qualität steht.

Nolan hat sich Batman anders angenommen als z. B. Tim Burton, dessen Verfilmungen ich bis Heute noch liebe. Er hat eigentlich alles über den Haufen geworfen, was man bisher kannte. Eine gute Entscheidung.

Ich habe mir lange überlegt, welcher Teil mir wirklich gut gefällt. Alle drei Teile sind auf ihre Weise gut (gemacht).  Am meisten gefielen mir ja Szenen, in denen «Batman» aus dem Dunkeln heraus agiert und natürlich Szenen mit dem neuen «Batmobil»…

So gefiel mir im dritten Teil auch der erste Kampf zwischen ihm und «Bane». «Bane» ist so eine Sache für sich… In den Comics ist er ein hochintelligenter Killer, der sich mit seiner Droge «Venom» in körperliche Sphären jenseits von Gut und Böse katapultieren kann und der wohl (körperlich) stärkste Gegner «Batmans» wird.

Im Film ist seine Rolle anders angelegt: Obwohl er der Antagonist darstellt, agiert er nicht alleine und wird von jemandem gesteuert. Auch erhält er durch seine Schläuche keine Aufputschdrogen, sondern lediglich Morphium um seine Schmerzen zu lindern. Es stellt sich so die Frage: Wieso ist «Bane» so stark?

Oder müsste die Frage heissen: Warum ist «Batman» so schwach? Gut, warum dass das so ist, wird im Film natürlich auch erklärt.

Der beste Teil der Trilogie ist zweifelsohne «The Dark Knight». Die Handlung ist «logischer» und die Darsteller sind besser. Auch wenn natürlich Oldman, Bale und auch Caine in allen Teilen überzeugten.

Den dritten Teil fand ich ein wenig zu fade. Es fehlte ein «Aha»-Moment. Aber insgesamt überzeugt die Trilogie durchwegs.

Welche Filme haben euch im 2012 vom Hocker gerissen? Welchen Film sollte ich mir unbedingt ansehen? Ich freue mich über Empfehlungen in den Kommentaren!

Meine Musik 2012.

Nach meinem letzten Eintrag, der eine Art «Rückblick» sein sollte, stelle ich hier die Musik vor, die ich im vergangenen Jahr entdeckt habe. Es sind vielleicht Künstler, die schon länger bekannt sind, ich habe sie allerdings erst jetzt gefunden…

«Bon Iver» (boniver.org)

Auf «Bon Iver» bin ich eigentlich durch «Birdy» und ihr Cover von «Skinny Love» gestossen. Mir gefiel das Cover sehr und ich suchte auf Youtube nach dem dazugehörigen Clip. Dabei tauchte auch Bon Iver in den Suchergebnissen auf.

«Bon Iver» überzeugt durch eine spezielle – und wie ich finde – schöne Singstimme und ausserordentlich schöne Texte. Gerade «Skinny Love» ist wohl eines der schönsten Liebeslieder überhaupt.

«The Black Keys» (theblackkeys.com)

«The Black Keys» wurden mir auf «Twitter» empfohlen und ich kaufte das 2011 erschienene Album «El Camino». Sie werden, gemäss Wikipedia, dem Genre von «Bluesrock» und «Low Fidelity» zugeordnet. Von letzterem Genre habe ich bis dato noch nie etwas gehört…

Wie dem auch sei, mir gefällt der «erdige» Sound und ich habe mir noch weitere Alben gekauft.

«Birdy» (officialbirdy.com)

«Birdy» habe ich zufälligerweise entdeckt: Ich war in einem Musik-Laden und das Lied «Skinny Love» wurde gespielt. Spontan kaufte ich die letzte verfügbare CD und hörte sie mir einige Tage später an. «Birdy», die mit bürgerlichem Namen Jasmine van den Bogaerde heisst, ist – anders als ihr Name vermuten lässt – Britin. 16 Jahre alt, kann sie bereits auf einige Erfolge zurückblicken.

Mumford & Sons (mumfordandsons.com)

«Mumford & Sons» habe ich wie auch «The Black Keys» durch Twitter kennengelernt. Ich kannte zwar einige Lieder, die Band dahinter war mir jedoch kein Begriff. «Mumford & Sons» ist die Band des gleichnamigen Sängers und Gitarristen Marcus Mumford. Bereits seit 2007 ist sie aktiv. Dem Genre «Folk-Rock» zugeordnet, kann man sie auch mit «Simon & Garfunkel» vergleichen. A propos: Auf ihrem aktuellen Album «Babel» ist ein wunderschönes Cover des «Simon & Garfunkel»-Songs «The Boxer». Ich mag die Songs der Band. Sie sind ruhig und angenehm zu hören. Bei fast jeder Gelegenheit. Wirklich empfehlenswert.

Ich freue mich auf Musiktipps für das Jahr 2013 in den Kommentaren. Welche Musik hast du durch Facebook oder Twitter kennengelernt?

Ein Jahresrückblick. Oder so.

Ich mag Rückblicke eigentlich nicht. Sie erinnern mich immer ständig an meine ganzen Fehler. Und eigentlich wollte ich dieses Jahr keinen schreiben. Als ich aber den Rückblick bei Philippe Wampfler  las, hatte ich zumindest eine Inspiration. So erfolgreich wie er bin ich allerdings – leider – nicht.

Lediglich 39 Artikel habe ich in diesem Jahr veröffentlicht – die meisten im November 2012. Das Echo auf viele Beiträge war sehr positiv, auch wenn keine eigentlichen Diskussionen in meinem Blog stattgefunden haben – es gab ab und zu mal einen Kommentar. Im «realen Leben» werde ich übrigens auf meine Blogbeiträge nie angesprochen. Ein Umstand, der mir nicht ganz ungelegen kommt…

Ich liebe es zu schreiben. Mit Worten zu spielen, mit Texten zum Nachdenken anzuregen. Gewiss, meine Kommasetzung ist ganz altmodisch (und vermutlich vielfach unnötig) und meine langen Schachtelsätze machen das Lesen nicht ganz einfach. Aber das ist meine Art zu schreiben. Mehr kann ich nicht.

Wenn ich ein Fazit aus dem vergangenen Jahr ziehen sollte, wäre es wohl ein durchaus gemischtes: Die Welt ging nicht unter. Aber die Menschheit tanzt in einem aussichtslosen Tanzwettbewerb mit dem Teufel um ein klein wenig Verschnaufzeit. Der letzte Tanz hat begonnen und die Menschheit hinkt – nicht nur auf der Tanzfläche – hinterher. Nein, auch ohne Weltuntergang sieht es düster aus. Und nein, damit meine ich nicht die nackten Wirtschaftszahlen, die durchaus auch schlecht sein können. Ich meine die Menschheit als solches.

Folgendes Zitat zeigt ganz schön, was ich denke:

«We’re not gonna make it, are we? People, I mean. »

«It’s in your nature to destroy yourselves. »

«Yeah. Major drag, huh? »


Zitat aus «The Terminator 2: Judgement Day»

Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich ja über meinen Blog schreiben. Eigentlich. Und «uneigentlich» (ja, das Wort gibt es nicht… ich weiss…) hängt das alles irgendwie zusammen. Ich kann für mich nicht in Anspruch nehmen, die Welt verändern zu können. Für so wichtig nehme ich mich nicht. Aber ich versuche – auch wenn ich ständig scheitere – jeden Tag meine Welt zu verbessern. Irgendwie. Und solange ich morgens noch die Kraft finde, aus dem Bett zu steigen, werde ich es versuchen…

Liebe zur Schweiz…

Inspiriert durch einen Blogpost von Philippe Wampfler will ich heute mal von meiner «Liebe zur Schweiz» schreiben. Nach meinen letzten Beiträgen, alle rund um das Thema «Rassismus» und meine Kindheitserlebnisse, könnte man wahrscheinlich denken, dass «Liebe» wohl ein falsches Wort ist…

Meine «Liebe» zur Schweiz ist in erster Linie eine tiefe Zuneigung zu Personen. Zuerst wären das mein Vater und meine Mutter, die sich damals, vor über dreissig Jahren auf das Abenteuer eingelassen haben, ein Kind zu adoptieren. Und wer sich mit Adoptionen beschäftigt, der weiss, wie «umständlich» diese sind, wie viel «Papierkrieg» es bedeutet. Und wie viel Geduld von wartenden Eltern.  Es waren in das damalige Abenteuer auch andere Menschen involviert, die alle weiter sahen, als es damals, in den 1970er üblich war. Auch ihnen gebührt meine tiefe Zuneigung.

Ich bin nicht patriotisch aufgewachsen. Den «1. August» habe ich nie gemocht. Ich mag unnötigen Krach nicht und gehe ihm aus dem Weg. Ich konnte nie verstehen, warum man unverhältnismässig viel Geld in die Luft schiesst.

Erst viel später wurde ich politischer. Bereits aus meiner Vergangenheit wusste ich, dass es wohl ein «Normalzustand» ist, wenn man als nicht «typischer» Schweizer angefeindet wird. Ich wusste aber auch, dass das nicht rechtens war. Deshalb fing ich an, mich für Politik zu interessieren. Es gab eine Zeit in der Schule, in der ich der einzige war, der die sieben Bundesräte mit vollem Namen, Partei- und Departementszugehörigkeit kannte. Eine grosse Leistung, wenn man von Leuten umgeben war, die stets betonten, dass sie «schweizerischer» als ich waren.

Die «Schweiz» als «Institution», als Land, kann ich nicht lieben. Sie hat mir nichts gegeben und – zugegebenermassen – auch nichts verlangt, wenn man von meinem Geld in Form von Steuern und meiner Zeit in Form von Zivilschutz absieht. Mein «Patriotismus» hält sich in sehr überschaubaren Grenzen – er ist schlicht nicht vorhanden. Ich denke nicht in Landesgrenzen. Diese sind immerhin im Gegensatz zu denjenigen in den Köpfen der Menschen fass- und veränderbar.

Wenn mein «Patriotismus» nicht vorhanden ist, was liebe ich dann an der Schweiz? Ich mag die Menschen. Nicht alle, einige. Eigentlich nur sehr wenige. Aber ich freue mich, dass es immer mehr Menschen gibt, die mir zeigen, dass man auch über äusserliche Unterschiede hinweg, gleich denken und handeln kann. Ohne Unterschiede. Dafür braucht es, denke ich, keine «Schweiz».