Memento (Mascha Kaleko)

Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,

nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.

Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich tod entlang

Und lass mich willig in das Dunkel treiben.

Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;

Und die es trugen, mögen mir vergeben.

Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,

doch mit dem Tod der andern muss man leben.

(Mascha Kaleko)

Gerade eben wieder gefunden. Ein Mail aus vergangenen Tagen. Knapp 3 Jahre alt. Die Mail. Im digitalen Zeitalter schon eine halbe Ewigkeit. Und wie wahr doch diese Worte sind und bleiben…

Sommerloch? Die Todesstrafe in der Schweiz…

Das Sommerloch, welches für vielerlei Dinge jedoch ausdrücklich nicht für Langeweile verantwortlich gemacht werden kann, sollte eigentlich inzwischen wieder seriöseren Nachrichten und Themen Platz gemacht haben. Weit gefehlt: Neben der allgegenwärtigen «EU»-Phobie, tummeln sich Wölfe, Rinder, Schafe und neuerdings sogar Todesstrafen-Befürworter in den Medien.
Nun könnte man es natürlich gut finden, wenn auch über «Tabus» wie die «Todesstrafe» ja nun einmal seit einigen Jahrzehnten hier ist, wieder diskutiert wird. Die Initiative, die unter anderem von Marcel Graf, offenbar einem Angehörigen eines Opfers, mitgetragen wird, verlangt im Wortlaut ungefähr folgendes:

«(…)die Wiedereinführung der Todesstrafe bei «Mord mit sexuellem Missbrauch(…)»

Dabei zeigt sich der Schweizer Mob wieder einmal von der besten Seite. Aber ich sagte es ja schon früher: Diskussionen um Kinder, Tiere oder Sex sind nicht möglich. Warum? Weil der Verstand ausgeschaltet und mit dem Bauch diskutiert / argumentiert / disputiert wird.

Die Diskussionen auf nzz.ch oder auf tagesanzeiger.ch lassen finsteres erahnen. Natürlich sind für all die zweifelsohne schrecklichen Verbrechen die Urheber ausgemacht: Die «Linken» und die «Netten», die mit ihrer «Kuscheljustiz» die Täter nur verhätscheln. Natürlich, die «Linken» und «Gutmenschen» sind schuld. Wann sind sie das eigentlich nicht?

Wohlgemerkt und das ist ja wohl das Pikante an dieser Initiative: Es geht nur um Tötungsfälle in Zusammenhang mit Sexualverbrechen. Wenn nun also ein Bankräuber eine Geisel erschiessen würde, würde der nicht hingerichtet. Als ob ein Mord höher zu gewichten sei als ein anderer…

Richtiggehend perfide finde ich dann solche Aussagen, wie man sie z. B. auf «Tagesanzeiger Online» in den Kommentaren nachlesen kann:

«(…) Ich frage Sie dann nochmals, nachdem jemand in Ihrem Bekanntenkreis das Opfer eines Sexualverbrecher geworden ist (die kommen ja nach ein paar Jährchen wieder frei). (…) Diese armen Sexualverbrecher – denen muss doch ein Luxusaufenthalt in einer Edelklinik vergönnt sein oder ? Sie haben ja nur einen Angehörigen auf brutalste Weise umgebracht, na und? »

Es scheint, als hätte die Trollproduktion gerade eine neue Hochkonjunktur erlebt. Dabei zeigen die meisten solchen Kommentatoren ihr wahres, ziemlich primitives Gesicht. «Auge um Auge. Zahn um Zahn.» fordern sie, sind aber letztlich sehr inkonsequent… Denn, es gibt ja auch noch Morde aus anderen Gründen. Hat ja nicht alles mit Sexualität zu tun, oder?

Menschen sind in der heutigen Zeit offen für populistische Forderungen. Dies, obwohl sie insgeheim eigentlich wissen müssten, dass diese nichts bringen. Aber, da der Mensch ja ein ängstliches Herdentier ist – womit wir wieder mal bei Schafen und Wölfen sind – läuft er blindlings hinter einem Rattenfänger – schon wieder eine Märchenfigur – hinterher, der ihnen den Himmel auf Erden oder zumindest gewaltig mehr Sicherheit auf unseren von Ausländern geputzten und asphaltierten Strassen verspricht.

Einfach widerlich.

Es hat sich übrigens auch MeLa vom Projekt sinnfrei darüber schon so ihre Gedanken gemacht…

Dabei frage ich mich, ob das nun alles kleine Schafe sind, oder nur als Schafe verkleidete Wölfe, die nur darauf warten, anzugreifen…

Ain’t No Reason… by Brett Dennen

There ain't no reason things are this way.
It's how they always been and they intend to stay.
I can't explain why we live this way.
We do it every day.

Preachers on the podium speaking to saints.
Prophets on the sidewalk begging for change.
Old ladies laughing from the fire escape,
Cursing my name.

I gotta a basket full of lemons and they all taste the same,
A window and a pigeon with a broken wing,
You can spend your whole life working for something,
Just to have it taken away.

People walk around pushing back their debts,
Wearing paychecks like necklaces and bracelets,
Talking about nothing, not thinking about death,
Every little heartbeat, every little breath.

People walk a tightrope on a razors edge.
Carrying their hurt and hatred and weapons.
It could be a bomb, or a bullet, or a pen,
Or a thought, or a word, or a sentence.

There ain't no reason things are this way.
Its how they've always been and they intend to stay.
I don't know why I say the things I say,
But I say them anyway.

But love will come set me free.
Love will come set me free, I do believe.
Love will come set me free, I know it will.
Love will come set me free, yes.

Prison walls still standing tall.
Some things never change at all.
Keep on building prisons, gonna fill them all.
Keep on building bombs, gonna drop them all.

Working your fingers bare to the bone.
Breaking‘ your back, make you sell your soul.
Like a lung, it's filled with coal,
Suffocating slow.

The wind blows wild and I may move.
But politicians lie and I am not fooled.
You don't need no reason or a three piece suit,
To argue the truth.

The air on my skin and the world under my toes
Slavery stitched into the fabric of my clothes
Chaos and commotion wherever I go,
Love I try to follow.

Love will come set me free
Love will come set me free, I do believe
Love will come set me free, I know it will
Love will come set me free, yes

There ain't no reason things are this way.
Its how they've always been and they intend to stay.
I can't explain why we live this way.
We do it every day.

„Ain't No Reason“ by Brett Dennen (Album: „So Much More“)

Das Lied kenne ich aus der Episode 14 der 6. Staffel aus Scrubs. Es untermalt eine sehr traurige, fast schon tragische Szenerie. Obwohl Scrubs ja eigentlich eine humorvolle Serie ist, machen gerade solche Szenen diese Serie absolut sehenswert. Insbesondere durch die sorgfältig ausgesuchten Musikstücke…

Und der Songtext passt… Er passt sehr gut in unsere Zeit…

Vom Iran und China…

Dass China einen britischen, offenbar psychisch gestörten, Staatsbürger Akmal Shaikh hingerichtet hat, weiss wohl inzwischen die ganze Welt. Die Reaktionen schwanken zwischen Empörung und heimlicher Genugtuung, hatte doch Akmal Shaikh vier Kilo Heroin ins Land geschmuggelt…

Erstaunlich, wenn im Iran Demonstranten und Oppositionelle willkürlich verhaftet, gefoltert und ins Gefängnis gesteckt werden, ist der Aufschrei in der «westlich-zivilisierten» Welt gross.

Nicht, dass ich die beiden Ereignisse gegeneinander aufwägen will. Was im Iran geschieht ist wirklich tragisch (und wie viel davon «manipuliert» wird um uns dementsprechend «gegen» das «Regime» aufzuhetzen wir «noch» nicht…) und muss von jedem humanistisch veranlagten Wesen natürlich verurteilt werden.

Wir sollten bei all dieser «Aufregung» jedoch nicht vergessen, dass mit China ein weitaus grösserer «Feind» der «Demokratie» vorhanden ist, der sich einen Deut um seine Bevölkerung kümmert, bereits seit Jahrzehnten Tibet besetzt und auch sonst sehr unzimperlich mit «Verbrechern» und «Regimegegnern» umspringt…

Ich würde die «Empörung» gegenüber dem Iran vielleicht weniger als Heuchelei empfinden, würde man sich gegen China auch so deutlich aussprechen. Aber das geht ja nicht… Wie sagt ein altes Sprichwort so schön? «Geld regiert die Welt.»

Tops und Flops…

Zugegeben: Wenn ich eine persönliche Top- und Flop-Liste zusammenstellen müsste, so wären die letztgenannten wohl in der deutlichen Mehrheit. Und nein, nicht alle Flops haben mit der sogenannten «Volkspartei» (SVP) oder deren Vize und Bundesrat ad (Blocher) zu tun. Nicht alle. Aber doch einige… Und dann gibt es wiederum Dinge, die man nicht als Flop oder Top bezeichnen darf…

Flop: «Anti»-Minarett-Initiative…

Ja, eigentlich wollte ich über diese unsägliche, gefährliche und äusserst naive Initiative, lanciert von erzkonservativen Politikern der Volkspartei und der EDU, nichts schreiben. Aber ich muss es nun dennoch. Es gibt ja nun einige Zeitgenossen, die denken, mit dieser Initiative würde einer «schleichenden» Islamisierung Einhalt geboten oder damit würden Muslime besser integriert. Natürlich ist das blanker Unsinn. Aber es scheint so, dass es nach dem «Kalten Krieg» neue Feindbilder braucht. Was wäre wohl die SVP wenn sie sich wirklich mit Problemen auseinandersetzen müsste?

Am besten wird es im «Bürger Herold» ausgedrückt:

«(…)es gehe hier nicht bloß um Ängste, sondern um Ängste, die gezielt mobilisiert würden – eine feine Unterscheidung»

Besser hätte ich das wohl auch nicht ausdrücken können.

Top: Die Stunde des «iPhone»-Killers…

Handys gibt es ja inzwischen wie Sand am Meer. Handys, die es mit dem legendären Apple-Phone aufnehmen können – zumindest in hardwaretechnischer Sicht – auch. Handys allerdings, die es sowohl hardware- als auch softwaretechnisch schaffen, sind rar. Zu dieser raren, aber immer grösser werdenden Gattung, gehören Handys mit dem von Google mitentwickelten Betriebssystem «Android». Ich selber besitze ja auch so ein geniales kleines Telefon und muss sagen, Apple sollte sich warm anziehen!

Flop: Telekommunikationsunternehmung «Orange»

Ich bin auf mein Mobiltelefon angewiesen. Nicht etwa, weil ich ständig Kurznachrichten, «SMS», verschicken muss/will/sollte. Nein, weil ich oftmals in den Bergen, der Fotografie wegen, unterwegs bin. Da bin ich natürlich auf ein gutes Netz angewiesen und was soll ich sagen: Orange besitzt das leider (noch?) nicht.

Nun ja, das wäre ja nicht allzu schlimm. Aber da hat sich doch eine offenbar frisch angestellte Callcenter-Agentin erdreistet, mir zu sagen, dass «Orange» ja eigentlich nur an meinem Vertragsstandort (ergo meinem Wohnsitz) Empfang bieten müsse. Meinen Konter, dass ich ja dann auch nur einen Festnetzanschluss bräuchte, ignorierte die hörbar überforderte Mitarbeiterin schlichtweg. Der Grund meines Anrufs: Ich wollte frühzeitig aus meinem 24-Monate-Vertrag aussteigen, was sich «Orange» natürlich saftig vergolden lassen wollte. Sie verlangten, nach einer Laufzeit von 12 Monaten (sic!) immer noch die gleiche Summe wie wenn ich z. B. nach dem ersten Monat hätte kündigen wollen. Die alte Leier vom stark subventionierten Mobiltelefon, dessen Kosten sie erst einmal wieder hereinholen müssten, akzeptiere ich nicht und hören kann ich sie eh schon lange nicht mehr.

Die Mobilfunktarife in der Schweiz sind unanständig teuer. Zu teuer für meinen Geschmack. Aber immerhin bietet jetzt der einzige und auch bessere Konkurrent «Swisscom» eine interessante, echte(!) Flatrate für Mobilfunkkunden an. Die kostet zwar auch etwas, aber immerhin hat man dort das bessere Netz und vor allem den netteren Service. Das Jahr 2010 wird voraussichtlich das letzte bei Orange sein, sollte sich dort nicht etwas tun. Aber so etwas erwarte ich nach deren Fusion mit «Sunrise» ja eigentlich nicht mehr.

Top: «Fotografie» mit meiner Nikon D90

Okay, dieses «Top» ist jetzt mal wirklich sehr persönlich gehalten. Im Mai habe ich mich nach langer Recherche dazu durchgerungen mir eine digitale Spiegelreflexkamera zu kaufen. Es wurde eine «Nikon D90», die ich inzwischen um allerhand Zubehör erweitert habe. Wenn ich dann mal Zeit finde oder einfach nur abschalten möchte, fahre ich in die Berge und knipse ein wenig drauf los. Die Resultate können dann auf einer eigens hierfür eingerichteten flickr-Seite besichtigt werden. Witzigerweise gelingen mir die besten Schnappschüsse nicht etwa entfernten Orten. Die meisten Aufnahmen, insbesondere die Makro-Aufnahmen, stammen aus meinem Garten…

Flop: Die TV-Landschaft 2009

Auch im bald mal abgelaufenen Jahr haben sich die viele Medien und TV-Anbieter nicht gerade mit Rum bekleckert. Aber das war ja wohl eh nicht ihre Absicht, oder?

Nun habe ich letzthin per Zufall die Seite http://www.fernsehkritik.tv/ entdeckt, die sich mit dem Phänomen «Fernsehen» auseinandersetzt. Und was soll ich sagen? Die Macher bemühen sich und noch nie war ich von einem Podcast so gefesselt wie von dem ihrigen. Gratulation. All das, was ich in TV-Sendungen kritisiere, wird dort ebenfalls behandelt.

So gesehen ist dieser «Flop» schon fast wieder «top». Aber auch nur, weil es fernsehkritik.tv gibt.