Erinnerst du dich?

Stille. Der Raum ist erfüllt von Stille. Schwere, rote Vorhänge versperren die Sicht aus den Fenstern. Draussen regnet es. Ich höre die Regentropfen an die Scheiben prasseln. Irgendwo höre ich leise Musik. Ein Klavierspiel. Ich sehe dich auf dem Bett liegen. Du liegst da, schlafend, die Augen geschlossen. Menschen betreten das Zimmer, verharren eine Weile, verlassen uns so still wie sie gekommen sind.

Ich denke an die letzten gemeinsamen Tage zurück. Wir waren in den Bergen. Du, in der Stadt aufgewachsen, hast dich schnell an die Berge gewöhnt, hast sie schnell lieben gelernt. Oftmals sind wir einfach nur stundenlang gewandert, haben die Natur genossen, Arm in Arm. Irgendwie waren die vergangenen Maitage besonders. Wir haben beschlossen zu heiraten.

Erinnerst du dich?

Wir sassen auf deiner Lieblingsbank und haben über Gott und die Welt gesprochen. Du meintest, dass dich dein Studium ausfüllen würde und du sehr glücklich seist. In deinen Augen las ich, dass dich etwas bedrückt hat. Du wolltest es mir nicht sagen, wolltest den Moment, die Stimmung und unsere Liebe nicht belasten. Ich wollte dich heiraten. Ich wusste, es war der richtige Zeitpunkt dir einen Antrag zu machen. Und ich wusste, du wolltest es auch. Du hast meine Hände in deine genommen, mir tief in meine Augen geschaut und mich geküsst. Ja, du wolltest es auch…

Und jetzt liegst du da … Die Tür geht auf. Einige Menschen stehen unschlüssig an deinem Bett, wissen nicht, was sie sagen sollen. Sie bleiben still. Da durchzuckt mich ein Gedanke.

Erinnerst du dich?

Ich sehe dir nochmals in die Augen. Sie sind offen, jegliches Leben scheint wie ausgehaucht. Langsam bewege ich mich von dir fort. Meine Lippen öffnen sich, ich will noch etwas sagen … Stille. Es gibt nichts mehr, was ich sagen könnte, was ausdrücken könnte, was du mir bedeutest. Du wirst nicht mehr zurückkommen. Nie mehr. Doch, wir werden uns wiedersehen. Ganz sicher. Irgendwann einmal. Und bis dahin, warte.

Abschied…

Es war ein kalter Dezembertag. Weihnachten stand vor der Tür. Eigentlich ein Fest, auf das man sich freuen konnte. Doch, nicht für alle war dies das Fest der Liebe und der Brüderlichkeit. Nicht für die Armen der Stadt, deren Hüte und Teller sich zwar in der Weihnachtszeit stärker fühlten und auch nicht für die Verrückten und Einsamen, die das Fest unter ihresgleichen verbringen mussten. Wohl unter Menschen aber doch alleine. Die Einsamkeit war ihr Begleiter, der sie niemals verlies, der immer treu bei ihnen war und sie nur im Tod verliess…

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Wortlücken… (Fragment)

Weihnachten. Es hatte schon seit einigen Tagen geschneit und es sah auch nicht so aus, als würde es in den nächsten Tagen damit aufhören. Eine knöcheltiefe Schicht von Neuschnee verwandelte die Stadt in eine putzige Weihnachtsidylle. Das ohnehin schon eilige Treiben der Menschen war in diesen letzten Tagen vor Weihnachten nur noch grösser. Viele waren noch auf der Suche nach den passenden Geschenken und auf den Strassen und Trottoirs bildeten sich zeitweise richtige Menschenmassen. Alle waren von Weihnachten angesteckt. Jeder bekam etwas von dieser Stimmung mit. Sogar die Bettler merkten das Weihnachten war, wenn auch nur daran, dass ihre Hüte und Becher nun gefüllter waren.

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