«Apple Extended Keyboard II» – Altmodisches Tippvergnügen…

Apple Extended Keyboard 2

Schon seit einigen Jahren schwärme ich für gute Tastaturen. Ich kann mit den neuen, dünnen Teilen nicht wirklich viel anfangen und bin schon seit Jahren auf einer regelrechten Odysee um eine wirklich ideale Tastatur für mich zu finden. Entweder gibt es keine mit Schweizer Layout oder sie gibt optisch zwar etwas her, ist aber qualitativ unbrauchbar. Dabei habe ich ganz klare Kriterien: Ein guter, fühlbarer Tastendruck und ein entsprechendes Geräusch. Ich mag keine Tastatur, die bereits beim Ansehen auseinanderfällt. Für mich muss eine Tastatur «Krach» machen – wobei ich das mal lieber «Musik» nenne. Denn, in meinen Ohren ist es Musik…

Apple Extended Keyboard 2

Von meinem ersten Computer ist nur die Tastatur übriggeblieben. Eine «IBM Model M». Sie funktioniert noch tadellos und ist mein persönlicher Favorit an einem «Windows»-Rechner. Für meinen Mac habe ich seit heute nun ein «Apple Extended Keyboard II» in Betrieb. Eine Tastatur, die fast für die Ewigkeit gemacht scheint und mit der «Model M» durchaus mithalten kann. Gestossen bin ich auf die durch «eMeidi» und seinen Artikel, in welchem er die Reinigung einer solchen Tastatur beschreibt. Nun gibt es solche Tastaturen schon seit einigen Jahren nicht mehr. In der Bucht kann man solche jedoch zu sehr moderaten Preisen  finden. Sie geniessen nicht ganz den Kultstatus der legendären «Ms», sind aber, was das Tippen anbelangt, bisher unerreicht. Die amerikanische Firma «unicomp» hat übrigens mit der «Space Saver M» eine mechanische Tastatur im Angebot, die vom Tippgefühl her noch eine Spur besser ist. Leider erhält man sie nicht mit dem Schweizer Layout.

Apple Extended Keyboard 2

Nachdem ich mein Exemplar einer ordentlichen Reinigung unterzogen und den passenden Adapter ans Kabel angeschlossen hatte, konnte es losgehen. Und so tippe ich diesen Artikel auf einer über 20jährigen Tastatur… Es ist – natürlich – ein Umgewöhnen. Aber so wie ich das sehe, wird mich diese Tastatur nun mindestens für weitere 20 Jahre begleiten…

Apple Extended Keyboard 2

Über «Street Photography» nachdenken…

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit der «Street Photography». Schon seit vielen Jahren fasziniert mich diese Gattung. Der Mut, mich in diesem Genre zu versuchen, war allerdings bisher nicht vorhanden.

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In der vergangenen Woche habe ich jedoch begonnen, in den Pausen, einige Aufnahmen zu machen (hier und hier). So verliess ich meinen Arbeitsplatz jeweils über Mittag, bewaffnet mit der kompakten «X100s» von «Fujifilm», die mit einer Festbrennweite von 23 mm ausgestattet ist. Ideal für die Strassenfotografie.

23 mm (oder auch 35 mm oder 50 mm) zwingen den Fotografen dazu, mitten im Geschehen zu stehen. Anders als mit einem (Tele-)Zoom kann er sich nicht einfach verstecken und «heimlich» beobachten. Kurz: Je grösser die Brennweite, desto näher ist man am bzw. im Geschehen, desto weniger bekommt man von der Umgebung aufs Bild.

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Dabei steht wohl jeder Fotograf vor ähnlichen Herausforderungen: Begibt er sich ins Geschehen und lässt sich mit seiner Kamera erblicken oder bleibt er ausserhalb und «dokumentiert» das Geschehen als Unbeteiligter und Ungesehener.

Gerade letzteres finde ich persönlich heikel: Man «nimmt» sich etwas – in diesem Fall ein gutes Bild – ohne dafür eine «Gegenleistung» geben zu müssen. Das «Motiv» sieht den Fotografen ja nicht. Das ist insofern natürlich auch unglücklich, weil man dem Gegenüber so auch die Möglichkeit nimmt, mit einem ins Gespräch zu kommen.

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Bisher war ich immer – mehr oder weniger – mitten im Geschehen. Eine ungewohnte Position für mich und ich fühlte mich nicht immer ganz wohl dabei. In Zeiten allgegenwärtiger Überwachung, von Smartphones und Selfie-Sticks, sind Fotografen eine sehr skeptisch beäugte Gattung und so hat mich mehr die Angst beim Abdrücken begleitet als die Freude über ein gelungenes Foto. Wie ein äusserst talentierter Fotograf und Freund angemerkt hat, kann man die Verunsicherung bzw. die Angst aus meinen Bildern herauslesen. Recht hat er damit.

Und das ist natürlich schade: Gerne würde ich unbeschwert durch die Strassen ziehen und gelungene Momente fotografisch einfangen. Aber da fängt die Grüblerei schon an: Soll man die Frau, die gerade am Handy spielt fotografieren? (Ich habe es getan!) Soll man das Kind, dass durch einen Gartenzaun lugt ablichten? (Hätte toll ausgesehen, aber ich habe es nicht getan) Soll man das sich küssende Liebespaar knipsen? Oder überhaupt: Soll man Menschen fotografieren? Darf man das? Kann man das? Und was…

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Anstelle der Kreativität und der Neugier sind Zweifel und Angst getreten. Klar, das Genre der «Street Photography» war immer schon in einer Grauzone (soll man die Leute vorgängig um Erlaubnis bitten? Dann wären die Fotos gestellt. Soll man sie im Nachhinein um Erlaubnis fragen, besteht die Gefahr, dass viele Bilder nicht möglich wären). Aber inzwischen ist es um einiges komplizierter geworden – und daran sind die sozialen Medien, in denen man ganz schnell Bilder publizieren kann, nicht ganz unschuldig. Jeder hat Angst, (unvorteilhaft) in den grossen Weiten des Internets veröffentlicht und verewigt zu werden.

Diese Angst kann ich niemandem nehmen. Ich kann nur darlegen, was die «Street Photography» für mich bedeutet. Für mich bedeutet «Street Photography» das «Sehen» von Situationen, dass «Erzählen» von (alltäglichen) Geschichten. So sorgfältig wie ich meine Geschichten zu erzählen versuche, so respektvoll gehe ich mit den Protagonisten dabei um.

Das Lumia 950

Dieser Beitrag ist in doppelter Hinsicht eine Premiere: Er wurde auf meinem «Windows 10»-Laptop geschrieben und hat zum Thema «Windows 10 Mobile». Ganz spontan und sehr günstig konnte ich ein «Lumia 950» mit der aktuellen «Windows»-10-Build XXX erwerben.

Seit 2007 bin ich mehrheitlich sowohl beruflich als auch privat mit einem Mac unterwegs. Allerdings gab es immer mal wieder kurze Abstecher in die «Windows»-Welt mit geeigneter Hardware. Dabei habe ich bewusst die Version 8(.1) übersprungen und bin von Windows 7 direkt zu Windows 10 gewechselt. Beruflich arbeite ich inzwischen vorwiegend mit «Windows 8.1» und neu – einem «Surface 4 Pro» sei Dank – mit «Windows 10». Da mich die 10. Version aus dem Hause Microsoft derart überzeugt hat und ich von meinen Arbeitskollegen sehr viel Positives über «Windows Mobile» gehört hatte, wollte ich mir selber einmal ein Bild machen…

Vielleicht einige Worte zur Hardware: Das «Lumia 950» ist das derzeitige Spitzenmodell von Microsoft und ist von der Ausstattung und Verarbeitung her über jeden Zweifel erhaben. Ich habe mir die «Dual-Sim»-Variante geholt. Diese ermöglicht es mir, zwei Nummern über ein Telefon zu betreiben. Beispielsweise eine für die Firma und eine Private. Daneben kann man – was für heutige Verhältnisse eine Seltenheit ist – den Akku wechseln und sogar den internen Speicher auf bis zu 200 GB erweitern. Das Display ist brillant und sogar noch besser aufgelöst als das meines aktuellen Telefons (565ppi gegen 326ppi beim iPhone 6). Auch die Kamera soll, zumindest gemäss den Daten, derjenigen des iPhones überlegen sein – dies werde ich aber in den nächsten Tagen noch ausführlich testen. Da ich momentan öfters mal Bilder auf meinen «Instagram»-Account hochlade, ist mir eine gute Bildqualität sehr wichtig.

Installation

Die initiale Einrichtung verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle und das Gerät fühlt sich sehr schnell an. Kein Wunder: Microsoft hat sein Betriebssystem ähnlich gut bzw. ressourcensparsam programmiert wie die Konkurrenz aus Cupertino.

Erster Eindruck

Wundervoller Screen...Das System ist verdammt schnell. Das «Lumia 950» wird von einem «Snapdragon 808» angetrieben und hat 3 GB an RAM. Das «iPhone 6» besitzt lediglich eine Zweikern-CPU und 1 GB Arbeitsspeicher. Die meisten Telefone mit «Android» sind da heute schon weiter. Aber das stört nicht weiter, die Bedienung ist bisher absolut flüssig.

Natürlich, als «iOS»-Nutzer der (fast) ersten Stunde muss ich mich umgewöhnen: Viele Dinge funktionieren anders als bei meinem bisherigen Telefon. Wobei «anders» nicht zwangsläufig «schlechter» bedeutet.

Erstes Verwenden

Da ich bisher auf meinen «iDevices» die Daten via Cloud-Dienst synchronisiert habe, musste ich zuerst einmal diese Dienste einrichten. Erste positive Überraschung: «iCloud» kann «out of the box» synchronisiert werden. Bei meinem damaligen Ausflug in die «Android»-Welt musste ich dazu noch extra Programme kaufen. Insgesamt macht das System einen sehr aufgeräumten Eindruck und macht wirklich Spass. Sogar das «Flat»-Design gefällt mir.

Apps…

Auch wenn bereits sehr viele Apps vorinstalliert sind – natürlich auch unnötig viel «Bloatware», so sind dennoch nicht alle meine Bedürfnisse abgedeckt. Also auf in den «Store» und geschaut was es so gibt… Und… Gähnende Leere…

Mein Vorgehen

Meine Vorgehensweise bei Systemwechseln war bisher immer die, dass ich bestehende Applikationen mit möglichst gleichwertigen Programmen ersetzen wollte, sodass ich auf nichts verzichten müsste. Obwohl ich auf meinem iPhone zig Apps installiert habe, verwende ich doch nur einige wirklich intensiv. Aber irgendwie konnte ich mich noch nie dazu durchringen, die unbenutzten zu löschen. Die üblichen Verdächtigen wie «Facebook», «Instagram» oder auch «Whatsapp» gibt es natürlich auch für die Microsoft-Plattform.

Aber gerade bei anderen Apps sieht es düster aus: So gibt es noch nicht einmal eine App für meine «Sonos»-Anlage. Und auch für andere Apps wie beispielsweise «Boldomatic» oder nur schon einen anständigen RSS-Reader(!) sieht es ausgesprochen düster aus. Und genau das erschwert mir einen Umstieg doch sehr. Ich fühle mich in die Zeiten von «iOS» 2.x zurückversetzt: Es gibt zwar schon einen «App Store» aber nicht wirklich viele (gescheite) Applikationen. Entscheidend für das Fortbestehen von Windows 10 Mobile wird zweifelsfrei das Angebot an Apps sein.

(Vorläufiges) Fazit

Ich mag die Hardware. Sie sieht toll aus und ist sauber verarbeitet. Inzwischen bin ich sogar soweit zu sagen, dass mir das (eckige) Design des «Lumia 950» wesentlich besser gefällt als dasjenige meines «iPhones». Ebenso mag ich das Kacheldesign von Windows 10. Ich bin es von meiner Workstation her gewohnt und finde es einen sehr spannenden Ansatz, mit dem ich mich sehr gut anfreunden konnte. Was mir weniger gut gefällt – und was mich ehrlich gesagt das ganze doch sehr skeptisch betrachten lässt – ist das mangelnde Angebot an Apps. Das ist schade, die Plattform hat durchaus Potential.

Von Menschen und Schweizern…

Gedanken zur «Durchsetzungsinitiative» der Schweizerischen Volkspartei

In einigen Wochen ist es wieder soweit: Die ersten Abstimmungen stehen an. Neben der Volksinitiative (Vi) «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln» und derjenigen «Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe» geht es – mal wieder – um die Ausschaffung krimineller Ausländer. Die von der SVP lancierte Initiative verlangt, dass die VI «Für die Ausschaffung krimineller Ausländer» (auch bekannt als «Ausschaffungsinitiative») aus dem Jahr 2010 wortgetreu umgesetzt wird. Sie hat auch gleich einen ganzen Katalog von strafbaren Taten, die eine automatische Ausschaffung und ein Einreiseverbot (zwischen 5 – 15 Jahre) mit sich bringt.

Auf den ersten Blick klingt das doch irgendwie toll: Schaffen wir einfach mal all die «bösen Ausländer»™ aus. Die Schweiz würde sicherer und alle wären glücklich.

Auf den zweiten Blick sieht das ganze schon ein wenig düsterer aus, denn es geht eben nicht nur um Ausländer, die kurz in der Schweiz sind, es geht – kurz gesagt – um alle Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Es kann also ebenso den 20jährigen Jugendlichen treffen, der hier geboren und aufgewachsen ist. Sein Pech: Er hat einfach keinen Schweizer Pass. Dabei spielt es keine Rolle, dass er das Land, aus dem seine Eltern stammten nur aus den Ferien kennt, die Sprache nicht spricht und auch sonst hier gut integriert ist. Er könnte sich ja «problemlos einbürgern lassen», lässt Christoph Blocher, Noch-Vize der SVP verlauten. Natürlich könnte er sich einbürgern lassen, aber wie bereits der von mir hochgeschätzte Sascha in seinem Blog schreibt, ist das ein wahrer Spiessrutenlauf. Die Aussagen, die Blocher im «Tagesanzeiger»-Interview macht, sind doch relativ zynisch zu verstehen und zeugen von einem Menschenbild, das ich nicht teilen mag – und da geht es mir wohl nicht alleine so.

Der dritte Blick ist nicht mehr düster. Er ist brandschwarz. Die in der Bundesverfassung (Art. 5 Absatz 2) verankerte Verhältnismässigkeit wird über den Haufen geworfen und einem Automatismus unterworfen, dem sich auch Richter unterzuordnen haben. Aber es ist nicht nur das, was mir Sorgen bereitet. Vielmehr geht es der SVP mit dieser Initiative nicht um die Opfer – auch wenn das Natalie Rickli, Nationalrätin der SVP, so gerne immer wieder betont (u. a. hier). Es geht vielmehr darum, «Schweizer» und «Nicht-Schweizer» noch stärker zu unterscheiden und zu trennen. So sind auch gemäss Hans-Ueli Vogt, SVP-Nationalrat, Secondos beispielsweise Menschen, die «nicht zur Gemeinschaft der Schweizer Bürger zählen, zur Schweizer Rechts- und Sozialgemeinschaft hingegen schon». Solche Unterscheidungen erstaunen doch sehr.

Der Titel dieses Beitrages lautet: «Von Menschen und Schweizern»… Natürlich sind Schweizer auch Menschen, wie auch diejenigen, die hier ohne den roten Pass leben. Diesen roten Pass, den sie dank der (J)SVP, nur sehr schwer bekommen können.

Ich würde mir wünschen – als verspäteter Wunsch zum neuen Jahr – dass die Menschen realisieren, dass man nur miteinander die Probleme, die in den nächsten Jahren auf uns warten, lösen können. Dass es nicht um «Papier»-Schweizer und richtige «Schweizer» (damit sind wohl «Eidgenossen» gemeint?) geht. Dazu braucht es aber auch Politiker, die miteinander arbeiten (wollen). Die nicht im «Volk» die einzig wahren Bestimmer und im (politischen) Gegner den Feind sehen.

Diejenigen, die im Februar 2016 abstimmen dürfen, sind alle nur aus glücklichen Umständen im Besitze des roten Passes. Das sollten wir bei Diskussionen, die uns nicht, dafür aber Menschen ohne eben dieses «magische» Stück, betreffen, nie vergessen.

Der stark «Pigmentierte»

Gedanken zur aktuellen Rassismus-Debatte…

Ich habe mir lange überlegt, ob ich zur aktuellen und allgegenwärtigen Rassismus-Debatte etwas schreiben soll. Eigentlich habe ich in früheren Beiträgen bereits alles gesagt. Zurzeit äussern sich viele Leute zu dieser Thematik. Egal ob Promi oder Sachkundiger.

Der Trigger.

Dass ich mich nun dennoch äussere, «verdanke» ich zwei Situationen:

In einer ersten wurde ich von einer Person, dessen Meinung ich sehr hoch schätze, darauf hingewiesen, dass sich mein politischer Standpunkt über die Zeit geändert hätte. In der zweiten wurde ich von «meiner» Partei aufgefordert, als «stark pigmentierter» Mensch zu diesen Positionen Stellung zu nehmen, denn ich würde mich damit ja am besten auskennen.

Das war der «Trigger», der mich zu diesem Text gebracht hat.

Zuerst einmal: Der allgegenwärtige Rassismus erstaunt mich nicht. Es gab ihn immer und wird ihn wohl immer geben. Manchmal tritt er öffentlicher, manchmal versteckter auf. Da hilft es nicht, wenn man rassistische Posts (oder solche, die man dafür hält) meldet oder Nachbarn, Mitbewohner, Mitarbeiter, etc. als «Nazi» abstempelt. Das löst weder die Problematik, noch wird es der Sache gerecht. Deshalb melde ich solche Posts auch nicht.

Für mich geht die Meinungsfreiheit extrem weit. Von persönlichen Angriffen, Diffamierungen, etc. abgesehen, können Menschen meinetwegen jede, für mich noch so «krude», Meinung äussern. Das bedeutet nicht, dass ich jede Meinung akzeptiere oder dass ich jede Meinung gut finde. Das bedeutet nur, dass ich die andere Meinung dulde. Und manchmal ist es mehr ein «Ertragen» als ein «Erdulden». Aber so ist das Leben. Es können und sollen nicht alle genau gleich denken und fühlen wie ich.

Deshalb soll jeder Mensch seine eigene Meinung äussern, egal wie extrem sie ist. Diese Freiheit hat er. Diese Freiheit schliesst aber auch ein, dass er sich damit zum Deppen macht.

Drum halte ich von Löschaktionen nichts. Was bringt es? Man «säubert» seine eigene Welt von Meinungen, die zugegebenermassen wirklich menschenfeindlich sind. Aber, auch wenn man auf den «Melde»-Button drückt, auch wenn sie so digital verschwindet, so schwirrt sie doch irgendwo noch rum. Aus den Augen, aus dem Sinn. Auch eine Möglichkeit.

Vielleicht sollte man sich also von der Vorstellung verabschieden, dass es eine Welt ohne Rassismus geben kann. Vielleicht sollte man sich mit der Vorstellung anfreunden, dass es Menschen gibt, die Angst vor Unbekanntem, vor «Fremdem» haben. Vielleicht sollte man auch für möglich halten, dass es Menschen gibt, die in Flüchtlingen in erster Linie eine Bedrohung sehen. Vielleicht sollte man sich der Tatsache stellen, dass die Politik mit gewissen Situationen hoffnungslos überfordert ist. Und vielleicht auch damit, dass einige Parteien bewusst «Ängste» (die durchaus real vorhanden sein können) schüren, während andere Parteien, diese nicht ernst nehmen. Vielleicht…

Gerade von meiner Partei hätte ich mir mehr gewünscht. Definitiv und ich bin sehr stark am Zweifeln ob ich dort noch Werte finde, mit denen ich mich identifizieren kann. Sich für die Schwachen einzusetzen heisst nun mal, auch unpopuläre Dinge zu sagen, den Menschen den Spiegel vorzuhalten. Auch und gerade ohne Rücksicht auf eventuelle (Sitz-)Verluste. Aber wenn man, aus Angst vor dem übermächtigen «Gegner» schweigt, hat man bereits kapituliert.

Ich weiss, das klingt stark nach Resignation. Und vielleicht habe ich auch resigniert. Insofern hat sich meine Einstellung wohl tatsächlich ein wenig geändert. Früher dachte ich, dass ich Menschen ändern könnte. Dass ich Menschen mit meinen Worten erreichen könnte. Doch dazu müsste ich heutzutage schreien (oder irgendein mehr oder weniger bekannter C-Promi sein). Die Hetzer überschreien. Aber das ist nicht meine Aufgabe. Auch nicht, weil ich «stark pigmentiert» (oder schöner ausgedrückt: «farbig») bin.

Was sollte man nun also tun? Was soll man gegen ein Phänomen tun, dass wohl unsterblich ist? Man sollte mit den Menschen reden. Aber nicht von oben herab. Man sollte ihre Ängste ernst nehmen. Auch und gerade besonders dann, wenn sie für einem selber nicht nachvollziehbar sind. Und man sollte den Menschen erklären, was der Ursprung dafür ist, dass Menschen ihr Hab und Gut, ihre Familien und Freunde, Hals über Kopf verlassen um eine gefährliche Reise zu wagen. Das alles kann man tun. Man kann hoffen, dass sie einen Gedanken daraus mitnehmen und vielleicht erkennen, dass man solche Thematiken nicht losgelöst vom sonstigen Weltgeschehen betrachten kann (Menschen flüchten ja nicht einfach so…). Aber mehr nicht. Und natürlich wird es Zeitgenossen geben, die auch für solche Worte nicht empfänglich sind. Aber um die kümmert sich, sollten sie straffällig werden, das Gesetz.

Und man sollte sich nicht von seinen Vorstellungen verabschieden: Das Rad der Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Vorbei sind die Zeiten, in denen «Farbige» einen anderen Bürgersteig nehmen mussten, in denen sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Wir sind in einer multikulturellen Gesellschaft angekommen. Und das ist gut so. Es ist bereichernd und inspirierend. Und es lohnt sich, dafür die Feder zu spitzen und zu schreiben. Ganz ohne Verurteilung Andersdenkender.

Das gilt für Politiker und insbesondere die Medien: Statt immer nur über vermeintliche «Probleme» mit asylsuchenden Menschen zu berichten, wären vielleicht auch positive Erlebnisse erwähnenswert. Zeigen, dass es auch anders geht. Dass das auch nur Menschen wie du und ich sind. Das kann man tun.

Ich habe eine Seite gewählt, weil ich Mensch bleiben will. Und du?