Wie ich mit Rassismus umgehe. Einige Gedanken

Kein Trigger

Ich finde Triggerwarnungen (TW) seltsam. Ich erlaube mir aber, diesem nachfolgenden Text einige Bemerkungen voranzustellen:

  1. In diesem Text schildere ich meine persönlichen Erfahrungen.
  2. Meine Erfahrungen müssen sich nicht mit denen anderer Menschen abdecken.
  3. Ebenso spreche ich ausschliesslich für mich; ich repräsentiere keine Gruppe. Ich möchte das nicht.
  4. Ich war kein einfaches Kind. Ich war aufmüpfig, störte den Unterricht und konnte auch sonst sehr anstrengend sein.
  5. Ich begrüsse jeglichen Meinungsaustausch. Entweder in den Kommentaren oder auf Twitter

Eine (kleine) Einleitung

In einigen Tagen werde ich 40. Als ich damals im Jahre 1981 in Poona (Indien) geboren wurde, stand meine Zukunft unter einem denkbar schlechten Stern: keine Familie, keine Gesundheit. Keine guten Voraussetzungen. Wie gut musste es das Schicksal dann mit meiner Wenigkeit meinen, als ich von wunderbaren Eltern in der Schweiz adoptiert wurde und in behüteten Verhältnissen aufwachsen konnte.

Schon als meine Mutter mit mir im Kinderwagen unterwegs war, gab es Sprüche à la «Wie viel hast du für das Kind bezahlt», etc. Für meine Mutter unvorstellbar und sie kann sich über so was noch heute, knapp 40 Jahre später, aufregen.

Meine Kindheit war teilweise ein Spießrutenlauf. Öfters wurde ich zusammengeschlagen, gehänselt; mir wurden Kleider und Schulmaterial gestohlen und öfters war ich einfach der sprichwörtlich schwarze Peter (man möge bitte für den hierzulande geläufige Namen ein Nomen einsetzen, welches immer mal wieder heftige Debatten provoziert)

Im Nachhinein, aus der Ferne betrachtet, wirkt alles natürlich viel harmloser. Aber als kleines Kind war das nicht so harmlos. Es gab viele Tage, an denen ich mit grosser Angst den Heimweg antrat, weil ich Angst hatte, dass mich ein Mitschüler erschiessen würde (natürlich haben Kindergärtner keine Waffen, aber das war mir damals nicht so ganz bewusst).

Das ging so, bis ich in die Orientierungsschule kam, in der ich einen sehr geduldigen und guten Klassenlehrer hatte. Da war ich aber bereits ca. 13.

Nun kann man sich fragen, was meine Eltern unternommen haben. Sie haben öfters das Gespräch mit den Eltern der «Täter» gesucht, vielfach wurde das aber nicht ernst genommen.

Ich selbst habe mich «gewehrt», indem ich den Unterricht gestört hatte, mit Fragen, mit Dazwischenreden, etc. – wobei ich natürlich sehr wissbegierig war und eigentlich aus Interesse gefragt habe (Vielfach wurde das aber als Provokation ausgelegt).

Auch die Lehrer waren öfters überfordert. Mit der Situation und mit mir. Heute wäre das wohl anders. Nein, ich war kein einfaches Kind und ich weiss nicht, ob ich mit mir selbst zurechtgekommen wäre.

Danach ging es dann besser. Je erwachsener mein Umfeld wurde, desto besser ging es mir. Die «Auswirkungen» sind geblieben: das Misstrauen, die Angst und letztlich auch der Hass. Aber Hass ist keine Lösung.

Wie ich Rassismus sehe

Vielleicht ist meine persönliche Definition von «Rassismus» falsch aber für mich zumindest passt sie so: Rassismus bedeutet für mich (positive) Diskriminierung, Gewalt, etc. aufgrund der Hautfarbe oder der Herkunft. Nicht darunter fällt für mich die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder des Glaubens. (Wer das nach «Gefährlichkeit für die Betroffenen» ordnen mag, darf das gerne tun. Meins ist das nicht)

Und in meiner Definition kann zuerst einmal absolut jeder von Rassismus betroffen sein. Ich halte die moderne Interpretation davon, dass es keinen Rassismus gegenüber «Weissen» geben kann, für sehr gefährlich und in sich schon rassistisch. Nützlich ist das nicht.

Gruppierungen für ein Verhalten verantwortlich zu machen ist selten eine vielversprechende Idee. Egal ob von Rassisten oder Kämpfer gegen Rassismus. Ich kann die Wut und den Hass der Opfer, die das gleichwohl tun, verstehen. Es hilft aber nichts.

Schon sehr lange beschäftigt mich das Thema, aus naheliegenden Gründen. Und ja, ich würde es lieber nicht tun. Es gibt schliesslich schöneres.

Trotzdem habe ich in einem Tweet einmal formuliert, wie man Rassismus bekämpfen kann.

https://twitter.com/abhijitb81/status/1371058090448195590?s=20

Da man mir öfters schon mal Naivität vorwirft, möchte ich meinen Tweet hier weiter ausführen. Vielleicht helfen meine Gedanken ja jemandem.

Rassismus bekämpfen

Zuerst einmal muss man sich der Tatsache bewusst werden, dass man Rassismus niemals besiegen kann. Es ist in der Natur des Menschen, ihm Unbekanntem erst einmal negativ gegenüberzustehen.

Das bedeutet natürlich nicht, das man ihn akzeptieren muss. Aber es hilft bei der Verarbeitung. Zumindest mir.

Ich versuche, es gelingt mir natürlich nicht immer, jedem Menschen positiv zu begegnen und seinem Handeln erst mal eine gute Absicht zu „unterstellen“.

Es ist ein Unterschied, ob ich Menschen feindselig gegenüberstehe oder aufgeschlossen bin. Dabei spielt die Hautfarbe oder was auch immer keine Rolle. Ich rede mit jedem, solange Reden noch möglich ist. Es wird Situationen geben, wo das nicht mehr möglich ist. Soweit sollten wir es nicht kommen lassen. Dafür sind wir alle gleichermassen verantwortlich.

Wo Reden nicht mehr möglich ist, interagieren diese Menschen auch nicht mehr mit mir. Für sie bin ich eine „Persona non grata“. Das ist zwar ärgerlich, lässt sich aber nicht vermeiden. Und es berührt mich letztlich auch nicht mehr.

Jeder Mensch hat irgendwo einen Rucksack mit seinen (Alt-)Lasten. Mit Dingen, die ihn beschäftigen, die ihn prägten. Es ist nicht so, dass, nur weil jemand eine helle Haut (aka „Weiss“) hat, er keine Probleme hat. Und es ist nicht so, dass diese Menschen keine Vergangenheit haben. Sie alle haben Erinnerungen und Erfahrungen, die aus ihnen das gemacht haben, was sie jetzt sind. Jeder Mensch hat eine Vergangenheit und jeder Mensch trägt seinen Rucksack. Mal leichter, mal schwerer.

Mit diesem Wissen versuche ich, die Handlungen eines Menschen zu verstehen und einzuordnen. Natürlich weiss ich nicht von jedem Menschen, mit dem ich zu tun habe, die ganze Lebensgeschichte. Das ist aber auch gar nicht nötig.

Wenn mich also jemand rassistisch attackiert, dann ist dieser Mensch dafür verantwortlich. Niemand sonst. Seine Herkunft, seine Vergangenheit kann das erklären – nicht aber rechtfertigen.

Es geht mir nicht darum, Rassismus zu verteidigen. Aber ich versuche die Menschen zu verstehen. Nicht jede Äusserung, die heutzutage vorschnell als Rassismus abgetan wird, ist auch wirklich Rassismus. Zumindest für mich nicht. Ich wurde früher beispielsweise regelmäßig auf meine Herkunft angesprochen. Heute wäre das undenkbar. Je nach Situation habe ich dann direkt erklärt, woher ich stamme oder ich habe meine Herkunft in einen Witz verpackt. Lachen hilft manchmal das Eis zu brechen :-)

Natürlich gibt es auch peinliche Fragen. Das lässt sich nie ganz verhindern. Aber auch dann bin ich der Meinung, kann man die Nichtbeantwortung sachlich erklären, ohne aus dem Fragenden einen Rassisten zu machen.

Entscheidend ist, wem man die Deutungshoheit gibt. Wem man erlaubt, einem zu verletzen. Wer in einem so nahen Kreis ist, dass mich dessen Worte verletzen können. Das habe ich allein in der Hand.

Denn, ich bin kein Opfer. Ja, ich habe eine andere Hautfarbe. Es hat Jahre gebraucht, bis ich mich in meiner Haut endlich wohlgefühlt habe. Es sind heutzutage nicht die Rassisten, die mich ständig an meine Hautfarbe erinnern. Es sind diejenigen, die vorgeben, gegen Rassismus zu kämpfen. Das ist bedenklich. Ich bin, so hoffe ich doch, viel mehr als meine Hautfarbe.

#Update 06.06.2021: Änderung des Titels sowie einige Rechtschreibfehler, die sich eingeschlichen haben ;-)

Hörspiel: „Hyde Away“ (Staffel 1, 2020)

Inhalt

Der in Edinburgh lebende Psychologe Steven Roberts (Tobias Kluckert) hat ein Problem: Vor vier Jahren hatte er einen Unfall und leidet seither an einer partiellen Amnesie. Sein fachliches Wissen ist zwar noch vorhanden, alles andere ist jedoch «Neuland» für ihn. Das ist nicht nur für ihn eine Herausforderung, auch seine Schwester Ireen (Ulrike Stürzbecher), die mit ihren Kindern bei ihm im gemeinsamem Elternhaus wohnt, ist mit dieser Situation ziemlich überfordert.

Roberts hat seit seiner Amnesie jedoch eine besondere Gabe entwickelt: Er kann durch die Augen seiner Patienten in deren Seelen blicken.

Die Handlung rund um den Gedächtnisverlust und die Suche nach seiner Vergangenheit zieht sich als roter Faden durch die 10-teilige erste Staffel. Daneben hilft Roberts in jeder (Doppel-)Folge einem seiner Patienten dessen Seelenqualen zu beenden. Dabei helfen ihm seine Gabe und der windige Privatdetektiv Hyde (Wolfgang Bahro).

Kritik

Die Geschichte kann man durchaus als Hommage an Robert Louis Stevenson und seinen Roman «Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde» sehen. Davon zeugt nicht nur der Titel sondern auch die Namen der Protagonisten: Steven Roberts und Hyde. Auch die Story hat durchaus Anleihen an Hyde und Jekyll.

«Hyde Away» ist sehr spannend gemacht. Es gab aber einige wenige Augenblicke, in denen ich mich in der Geschichte verlor und zurückspulen musste. Je länger ich jedoch in die erste Staffel eintauchte, desto klarer wurde die Handlung, desto verständlicher wurde das Verhältnis zwischen Hyde und Roberts. Und erst in der letzten Folge wird die Geschichte, sowohl für Roberts als auch den Zuhörenden, aufgelöst.

Die erste Staffel „Hyde Away: Seelenschatten“ erschien im November 2020; ist also relativ neu. Realisiert wurde die Produktion durch das Hörspielstudio Stil (Regie, Ton und Musik: Christian Hagitte und Simon Bertling). Hagitte und Bertling waren auch schon für einige sehr gelungene Wallander-Hörspiele verantwortlich. Sie verstehen also ihr Handwerk. Geschrieben wurde die Geschichte von Christian Gailus – für mich eine Neuentdeckung. Audible-Hörern ist er aber vermutlich bereits als Autor der Serie „Glashaus“ bekannt.

Die Rollen sind gut besetzt: Tobias Kluckert, erfahrener Hörspiel- und Synchronsprecher, haucht der Figur des innerlich zerrissenen Dr. Steven Roberts Leben glaubwürdig ein. Kluckert tut das sehr routiniert und die Leistung ist über jeden Zweifel erhaben. Solide aber nicht speziell.

Bahro, sonst als „GZSZ“-Bösewicht bekannt, spielt Roberts alter Ego Hyde sehr originell, manchmal ein wenig zu schnodderig. Stürzbecher als besorgte Schwester wirkt manchmal ein wenig hysterisch, bleibt aber immer im erträglichen Masse.

Die erste Staffel ist 720 Minuten lang. Für meinen Geschmack war sie (zu) kurz. Gerne hätte ich noch mehr „Fälle“ mit den beiden gelöst. Der Cliffhanger am Ende deutet auf eine zweite Staffel hin. Hoffentlich wird man nicht allzu lange auf diese warten müssen (hust Gabriel Burns hust). Aber auch wenn es keine weitere Staffel gibt: Da diese in sich abgeschlossen ist, wäre das kein Drama. Schade wäre es aber allemal.

Es gibt nur wirklich wenige negative Punkte, die da zu erwähnen wären, abseits der kurzen Staffel: Einige Stellen waren unnötig brutal. Auch die Szenerie mit der Quälung von Tieren ging mir an die Nieren. (Das liegt aber wohl eher daran, das ich äusserst tierlieb bin und Leid ggü. Tieren nicht ertrage.)

Sonst kann ich nicht wirklich viel kritisieren. Die Story ist originell. Die Sprecher gut. Handwerklich gut umgesetzt. Der auf der Rückseite der CD-Box aufgedruckte Hinweis „Ab 16 Jahre“ kann man durchaus ernst nehmen.

Insgesamt eine solide 9/10.

Quelle Header: Amazon.de

Happy Birthday

Einleitung.
Am Anfang war das Wort.

Am 18. Mai 2006 erblickte dieser Blog das digitale Tageslicht. Eröffnet, um meine digitalen Gedanken zu verschiedenen Themen einem breiten Publikum kundzutun, fütterte ich ihn in den darauffolgenden Jahren mit unzähligen Beiträgen (Ungefähr 680 Texte gibt es, Stand 17. Mai 2021. Alle publizierten Beiträge findet man übrigens im Archiv.)

Ein Blick zurück.
Oder auch zwei.

Als ich meine ersten Schritte im WWW gemacht habe (das war so um 1996 herum), gab es noch nicht allzu viel zu entdecken. 1997 ging ich mit meiner ersten Webseite online und änderte fortan fast wöchentlich das Layout, pflasterte die Seiten mit GIF-Animationen voll und beging auch sonst fast jedes „Verbrechen“, das man im Design von Webseiten machen konnte. War egal. Hauptsache ich hatte Spass :-)

Ab ungefähr 1999 fing ich an, Texte (Statements) zu publizieren. Auch wenn meine Seiten immer wieder änderten, die Kategorie „Statements“ blieb über die Zeit konstant. Inhaltlich ging es meistens um politische Themen und Rassismus. Aber natürlich nicht nur.

Ich weiss gar nicht mal mehr warum, aber irgendwann entdeckte ich die Software «WordPress», habe sie installiert und bin ihr seither treu geblieben. Die Installation läuft sehr stabil und es gab in all den Jahren keine nennenswerten Probleme. Wirklich gut, wenn man sich auf die Inhalte konzentrieren will.

Persönliche Motivation.
Der unzuverlässigste Partner.

Nicht immer war die Motivation so, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte. Nicht immer gab es (intelligente) Dinge, die ich der Welt mitteilen wollte. Da gab es Jahre, in denen ich monatlich viele Beiträge publizierte und dann solche, in denen ich absolut nichts geschrieben hatte…

Aus meiner ursprünglichen Idee, täglich einige Zeilen zu schreiben, wurde nichts. Geschrieben habe ich schon, aber meine Gedanken waren nicht spruchreif; waren nur Fragmente, welche ich nicht veröffentlichen wollte (oder zu düster fürs Internet). So sank mit den Jahren meine Motivation und die Anzahl der publizierten Beiträge.
Gleichwohl, oder gerade deswegen, widme ich nun meinem „Kind“ – vielmehr Teenager – einige Zeilen.

Schliesslich sind fünfzehn Jahre in der heutigen Zeit eine halbe Ewigkeit. Und irgendwie bin auch ein klein bisschen stolz…

Ich war rückblickend betrachtet aber wirklich faul. Faul und unmotiviert.


Ein Blick in die Zukunft.
Was ist. Was wird.

Mein Blog wird nun 15 und ich im Juni 40. Beides nur Zahlen. Beides hätte ich bisher für nicht möglich gehalten. Aber die Zeit vergeht, die grauen Haare übernehmen langsam die Mehrheit.

Wer sagt denn, das man mit dem Alter immer weiser wird?

So starte ich einen erneuten Versuch, meine Gedanken öfters niederzuschreiben. Vielleicht gelingt es mir, vielleicht auch nicht. Wer weiss das schon… Aber mein Blog, mein «Kind», wird es mir bestimmt nicht verübeln. «Pflegen» werde ich es auch weiterhin.

In dem Sinne: Happy Birthday, abhijitbossotto.com

Die andere Perspektive – Interview mit Lukas Steimer (Grossratswahlen 2021)

Lukas Steimer (zvg)

Hallo Lukas, aufgrund von Corona führen wir dieses Interview schriftlich per Mail. Wie geht es dir in der aktuellen Lage?

Wie so viele bin ich besorgt. Und die Sorgen sind vielfältig, sei es Gesundheit, die Wirtschaft, die Spaltung der Gesellschaft etc.

Nach deinem Ausflug in die Politik anlässlich der Gemeinderatswahlen 2020 hast du dich entschlossen, bei den Grossratswahlen als Unabhängiger auf dere Liste 1 der SP-Grünen-Unabhängigen zu kandidieren. Was ist deine Motivation für eine erneute Kandidatur?

Ich möchte gerne, dass die Selbstständigen und Kleinstunternehmen auf den linken Listen vermehrt vertreten sind. Es zeigte sich, dass gerade die Anliegen der von den Pandemiemassnahmen betroffenen Kleinstbetrieben, Künstlern und Kulturschaffenden von den bürgerlichen Parteien schlecht vertreten werden. Ich möchte die Stimme derer sein, die aktuell durch alle Raster fallen.

Was für Knowhow könntest du in den Kantonsrat einbringen? Wo siehst du deine Stärken?

Ich denke, dass ich auf viele Themen eine breitere Sicht habe. Zum einen da ich selber aus einfachen Verhältnissen stamme. Zum anderen da ich selber seit 16 Jahren ein Kleinunternehmen führe – mit allem was dazugehört. So kann ich vermutlich eher die Ängste und Sorgen der Menschen verstehen als andere, die diese existenziellen Probleme nie durchleben mussten. Zumal es natürlich auch für meine Glaubwürdigkeit spricht, wenn ich mich – trotz meines Unternehmertums – für die Umwelt und soziale Anliegen engagiere. Da ich als Unabhängiger/Parteiloser kandidiere, kann ich ganz unbefangen auch abseits von bestimmten Parteiinteressen agieren, sollte dies nötig sein. Dabei sehe ich mich nicht als Konkurrenz zu den linken Parteien sondern eher als Ergänzung: Als jemand, der einen anderen Blickwinkel mitbringt.

Im vergangenen Jahr – und wohl auch in diesem Jahr – wird Corona ein Thema sein, welches die Bevölkerung beschäftigt. Du setzt dich, u. a. auf Facebook in der Gruppe «Laden zu – was nun?» für eine faire Aufteilung der Mietzinskosten ein. Was ist, neben der Miete, der grösste Sorgenpunkt in dieser Zeit? Was sollte die Politik hier unternehmen?

Die Sorgen der betroffenen Selbstständigen sind vor allem existenzieller Natur. Finanziell ist die Laden- oder Restaurantmiete neben den Personalkosten die grösste Position in der Bilanz. Für letzteres gibt es die Kurzarbeit. Für ersteres gibt es aktuell nur Lösungen auf freiwilliger Basis. Wer nicht auf den Goodwill seines Vermieters zählen kann, zahlt oft weiterhin die volle Miete für eine Verkaufsfläche, auf der er nichts erwirtschaften kann. Eine Umfrage in der genannten Gruppe hat gezeigt, dass eine Grosszahl der Betroffenen vom Vermieter kein Entgegenkommen erwarten kann. Es gibt interessante Lösungsansätze, z.B. in den die Kantonen BL und BS, wo sich Vermieter, Mieter und Kanton den Schaden jeweils zu einen Drittel teilen. Überall wo es keine Lösung oder Einigung gibt, wird nach wie vor der Grossteil der KMU-Kredite oder anderer Hilfezahlungen von den Mieten verschlungen. Das ist unsolidarisch und unfair – schliesslich tragen weder Mieter noch Vermieter Schuld an der Pandemie. Weshalb sollte also nicht der Schaden geteilt werden? 

Es scheint, als wäre es manchmal nicht ganz klar, welche Strategie die Behörden bei der Bekämpfung der Pandemie verfolgen. Wie siehst du das?

Vieles erscheint einem willkürlich und schlecht geplant. Obwohl man nicht vergessen darf, dass für das Handling einer Pandemie wenige bis keine Erfahrungswerte bestehen, sorgt dies für Unmut bei der Bevölkerung. Aktuell bleibt uns nichts anderes als zu vertrauen und zu kooperieren, in der Hoffnung, dass das ganze schneller vorbei geht.

Was hat dich in dieser Pandemie positiv überrascht? Was negativ?

Positiv hat mich der Zusammenhalt unter der Bevölkerung überrascht. Der Grossteil der Bevölkerung verhält sich solidarisch, selbst wenn sich um Sinn und Unsinn gewisser Strategien streiten lässt. Negativ hat mich überrascht, dass es in einem reichen Land immer noch Selbstständige mit wenig oder keinem Umsatz gibt, die durch alle Raster fallen und noch keinen Franken an Hilfsgeldern erhalten haben. Die Anforderungen für À-fonds-perdu-Zahlungen sind teilweise sehr hoch. Sich zu verschulden oder aufzugeben ist für viele leider die einzige Möglichkeit.

Was sind aus deiner Sicht, nebst Corona, die grössten Herausforderungen in den nächsten Jahren?

Corona ist ein riesen Moloch – die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen werden uns noch Jahrzehnte beschäftigen. Abgesehen davon wird uns wohl der Klimawandel mit all seinen Folgen am meisten beschäftigen.

Blicken wir zurück auf deine Kandidatur für den Gemeinderat. Hast du im Nachhinein Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten? Wie wurde dein Engagement aufgenommen?

Wo ich die Chance zu einem Gespräch hatte, und nicht gleich wegen der Listenzugehörigkeit abgestempelt wurde, erhielt ich fast ausschliesslich positives Feedback. Ich finde es war ein grosser Vertrauensbeweis, dass mich Leute auf den Listen anderer Parteien dazugeschrieben haben. Im Endeffekt war das Resultat dann zwar etwas enttäuschend – aber es war schliesslich auch mein erster Versuch. Und Naters gilt ja als hartes Pflaster (lacht). Vor allem wenn man nicht einer Mehrheitspartei angehört oder keinen grossen verwurzelten Familienclan hier hat.

Zum Schluss: Wenn du mit zwei (historischen, fiktionalen, lebenden oder verstorbenen) Menschen auf einer einsamen Insel stranden möchtest. Mit welchen wäre das und warum?

Meine Freundin, weil Sie mich stets in allem unterstützt, und natürlich Dich lieber Abi ;-)

Zur Person

Lukas Steimer ist 39 Jahre alt und wohnt seit 35 Jahren in Naters. Er betreibt in Gamsen eine Firma welche gebrauchter Hardware zu einem zweiten Leben verhilft. Daneben interessiert er sich für Retro Games & Computer, alte Flipperautomaten und Elektromobilität.

Backupstrategie 2020

Dies ist eine Aktualisierung eines älteren Artikels, den ich auf meinem Photographie-Blog veröffentlicht habe. Ihm liegen meine Erfahrungen mit meiner Strategie zugrunde. 

Anfang 2020 habe ich mir über meine persönliche Backup-Strategie endlich einmal Gedanken gemacht und diese auch umgesetzt.  

Folgende Fragen sollte man sich bei der Ermittlung einer nachhaltigen Strategie stellen. Je nach Antworten wird man dann in die eine oder in die andere Richtung gehen (müssen). 

  1. Wie wichtig sind meine Daten? 
  2. Wie schnell muss ich in einem Notfall auf diese zurückgreifen können? 
  3. Wie umfangreich soll mein Backup sein? 

Die erste Frage ist natürlich rein subjektiv: Welche Daten sind wichtiger und auf welche kann man zur Not verzichten? Für mich sind bspw. die RAW-Dateien sehr wichtig. Sie sind die digitalen «Negative». Ohne sie könnte ich keine weiteren Arbeiten vornehmen. Sie sind für mich auch deshalb unentbehrlich, weil ich keine JPEGs oder TIFFs aufbewahre. 

Die zweite Frage spielt für mich eher eine untergeordnete Rolle: Meine Arbeiten sind nicht zeitkritisch, sodass ich zur Not auch mal ein paar Tage auf meine Daten verzichten könnte.  

Die dritte und letzte Frage schliesst unmittelbar an die erste Frage an: Je nachdem wie umfangreich meine Datensammlung ist, desto mehr Kapazitäten und Zeit muss ich für mein Backup einplanen. In Zeiten schneller Internet-Leitungen ist das nicht so ein grosses Problem. Problematisch wird es eher dann, wenn ich grössere Datenmengen über eine langsamere Leitung herunterladen muss. 

Meine Strategie 

Ein Backup ist eine gute Sache. Zwei Backups sind besser. Meine Strategie habe ich so entwickelt, sodass ich meine Daten auf mindestens zwei physisch getrennten Medien abspeichere. Im konkreten Fall bedeutet dies nun: 

  1. Ich sichere wöchentlich alle Daten von meinem Synology NAS auf einer externen, verschlüsselten, Festplatte, die ich jeweils ausser Haus lagere. 
  2. Täglich werden die Daten meines Synology NAS auf einen Cloud-Speicher verschlüsselt hochgeladen.  

Gleichzeitig habe ich noch zwei externe Festplatten in Betrieb, auf welche ich jeweils die aktuellen Projekte sichere. Diese sind zu Hause und werden nur bei Bedarf aktiviert. So habe ich nun also rein theoretisch vier Backups.  

Stolpersteine… 

Bei den ersten Sicherungen habe ich festgestellt, dass ich aufpassen muss, meine aktuellen Projekte nicht zu überschreiben. Dabei handelte es sich um Arbeiten, die ich nur noch auf einer meiner beiden externen Platten, nicht aber intern hatte. Das sorgte für Verwirrung. Es erwies sich auch eher als kontraproduktiv, ein Projekt – während es noch in Bearbeitung war – direkt auf die externen Platten zu speichern. Denn, auf einmal hatte ich das Problem, festzustellen, welches die “Masterdaten” waren… Wirklich ärgerlich… 

Verbesserungen 

Aus diesen Erfahrungen habe ich nun folgende Konsequenzen gezogen und meinen Workflow weiter optimiert: 

  1. Grundsätzlich verlassen Projekte erst dann meine interne Festplatte, wenn sie abgeschlossen sind (resp. es wird nicht an Projekten gearbeitet, die auf einem externen Medium sind)
  2. Das tägliche / wöchentliche Backup wird beibehalten 
  3. Die externen Festplatten werden nur noch alle 14 resp. 30 Tage eingesetzt und zur Sicherung der auf der internen Platte befindlichen Daten verwendet. Daten auf diesen Platten werden nicht mehr bearbeitet. 
  4. Alle Bilder, die für den Kunden bestimmt sind, werden intern als hochauflösende TIFFs und JPEGs abgespeichert. So kann ich jeweils immer noch schnell Bilder für verschiedene Anlässe bereitstellen.