Und wir gehören doch nicht dazu.

Zugegeben, es ist schon ein wenig frustrierend: Da bemüht man sich um Integration. Lernt eine Sprache, die zweifelsohne weniger wohlklingend ist als zum Beispiel das wundervolle «italienisch», man passt sich der «nordischen» Hektik an, die mehrheitlich besagt, dass «Arbeiten» der Sinn des Lebens ist. Kurz: Man integriert sich. Und dann, ja dann wird man wieder einmal darüber aufgeklärt, dass man doch «nur» ein Schweizer «2. Klasse» sei. Ein Secondo. Kein «reinrassiger» Schweizer.

Gestern wurden der von mir geschätzte Blogger und Twitterer, Daniel Menna und ich dessen wieder einmal versichert: Wir sind «nur» Schweizer 2. Klasse.

Herr M. C. aus der schweizerischen Ostschweiz hat uns über das aufgeklärt:

Vorausgegangen war eine Diskussion darüber, ob man sich über die am heutigen Tage an alle Haushalte geschickte «Parteizeitung» der SVP überhaupt aufregen darf. Wenn es nach M. C. ginge, dürften das «Secondos» wohl nicht.

Auf die berechtige Empörung der Angesprochenen sprang ihm eine ebenfalls eher dem rechtskonservativen Lager nahe stehende Twitterin mit folgender Aussage zu Hilfe:

Da sich M. C. bei Daniel entschuldigt hat, habe ich ihm geschrieben, dass es eine Frage des Anstandes wäre, wenn er dies auch bei mir tun würde. Er lehnte ab:

Es sind genau solche Dinge, die mich immer mehr an meiner Existenz zweifeln lassen, die mich wütend, traurig und ohnmächtig alleine lassen. Ich kann solche Menschen einfach nicht verstehen. Leben wir denn nicht auch hier? Atmen wir nicht die gleiche Luft? Geben wir nicht jeden Tag unser bestes? Gewiss, wir sehen vielleicht nicht aus wie ein «normaler» Schweizer, wir reden vielleicht anders, denken und handeln verschieden und doch: Schneidet man uns auf, so ist unser Blut genau so rot wie eures. Wir sind alle gleich. Aber manchmal fühlt man sich doch sehr einsam…

Ich bin Batman.

Manchmal, wenn ich nachts wach in meinem Bett liege und mir wieder einmal überlege, wer ich sein möchte anstelle dessen, was ich bin. In meiner Fantasie bin ich ein Superheld: Tagsüber ein schwerreicher und schwergelangweilter Playboy und nachts auf den Schwingen der Gerechtigkeit über die Dächer ziehend, stets die Schwachen im Auge und den Verbrechern auf der Spur. Ich bin Batman. Oder vielmehr: Ich möchte Batman sein.

Batman ist wohl eine der spannendsten Figuren in der «Comicwelt». Durch den tragischen Verlust seiner Eltern wird er uns ein Stückweit menschlicher. Anders als Superhelden die mit Kräften ausgestattet sind, handelt es sich bei ihm um einen normalen Menschen. Zugegeben: Einen schwerreichen normalen Menschen.  Dank seinem Reichtum kann er sich entsprechende Ausbildungen und spezielle Ausrüstungen leisten – man denke da an seine ganzen Fahrzeuge…

Allerdings ist Bruce Wayne auch eine höchst tragische Figur: Den Tod seiner Eltern hat er nie verkraftet. Zu einem intakten Liebesleben ist er nicht fähig und auch sonst ist er der unnahbare geblieben, der die Geister nicht loswird.

Dear Bruce. I need to be honest and clear. I'm going to marry Harvey Dent. I love him, and I want to spend the rest of my life with him. When I told you that if Gotham no longer needed Batman we could be together, I meant it. But now I'm sure the day won't come when *you* no longer need Batman. I hope it does; and if it does I will be there, but as your friend. I'm sorry to let you down. If you lose your faith in me, please keep your faith in people. Love, now and always, Rachel.
[Übersetzung AB: Lieber Bruce, ich möchte ehrlich und offen zu dir sein. Ich werde Harvey Dent heiraten. Ich liebe ihn und möchte den Rest meines Lebens mit ihm verbringen. Als ich damals sagte, dass wir zusammensein könnten, wenn Gotham Batman nicht länger bräuchte, meinte ich das so. Aber ich bin mir sicher, dass der Tag nie kommen wird, an welchem du Batman nicht mehr brauchst. Aber ich hoffe, er wird kommen. Und wenn, werde ich für dich da sein, als Freund. Bitte verzeih, dass ich dich fallen lasse. Und falls du den Glauben in mich verlierst, so verlier deine Hoffnung nicht in die Menschen. In liebe, jetzt und für immer. Rachel]
(Quelle: imdb.com
)

Die obigen englischen Zeilen stammen aus «The Dark Knight». Rachel, die Jugendfreundin von Bruce Wayne lässt ihm diese zurück, nachdem sie geht. Alfred, Bruces treuer Butler, öffnet den Brief, liest ihn und vernichtet ihn. Er will Bruce den (Liebes-)Kummer ersparen… (Im dritten und abschliessenden Teil wird diese Handlung noch von Bedeutung sein…)

Möchte ich also wirklich Batman sein? Ja! Und auch Bruce Wayne? Natürlich! Denn in gewisser Weise sind wir alle wie Batman. Allerdings bewegen wir uns in Grenzen. Wir sind manchmal unbequem, manchmal laut und manchmal launisch. Und doch haben wir einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Wir glauben zwar an das System, wissen aber dass es Grenzen hat. Und wir alle tragen unseren eigenen Rucksack mit. Unsere eigenen Erfahrungen, die uns zu dem gemacht haben, was wir nun heute sind.

Und wir haben die Hoffnung nicht verloren. Trotz dem täglichen Hoffnungslosen. Trotz Menschen, die uns für das, was wir sind, verachten.

Because he's the hero Gotham deserves, but not the one it needs right now. So we'll hunt him. Because he can take it. Because he's not our hero. He's a silent guardian. A watchful protector. A Dark Knight.
[Übersetzung AB: Weil er der Held ist den Gotham verdient, aber nicht der den es gerade braucht, also jagen wir ihn, weil er es ertragen kann, denn er ist kein Held, er ist ein stiller Wächter, ein wachsamer Beschützer, ein dunkler Ritter.]
(Quelle: imdb.com)

Quelle Bild: http://images3.wikia.nocookie.net/

Edit (16.11.2012): Ich wurde von Bernd Villiger darauf hingewiesen, dass es tatsächlich schon Literatur gibt, die sich mit Batman beschäftigt und beleuchtet, warum uns dieser Charakter nicht ganz fremd ist.

Ein Wunsch.

Manchmal setzt sich eine kleine Fee auf meine Schulter, schaut mich an und fragt dann, was ich mir wünsche. Ich überlege lange, sehr lange. Dabei beobachte ich auf der Strasse das Treiben. Hektisch gehen Menschen ihren Geschäften nach. Jeder still für sich. Anonym in einer Stadt. Eine Szene wie sie überall möglich ist.

Und dann fällt mir der Wunsch ein. Es ist einer, den ich schon seit Jahren mit mir herum trage. Erfüllen könnte sie nur – wenn überhaupt – die kleine Fee, die schon langsam ungeduldig wird. «Was wünschst du dir denn nun» scheint sie mich vorwurfsvoll zu fragen. Jeder andere hätte sich wohl schon was gewünscht. Reichtum, Macht, Unsterblichkeit oder vielleicht – aber nur vielleicht – den Weltfrieden.

«Schau, liebe Fee», beginne ich. «Es sind eigentlich ganz viele Wünsche, die ich habe. Ich möchte gerne frei leben. Möchte durch die Strassen laufen können, ohne die Blicke auf mich zu ziehen. Ich möchte tun was ich tun will. Sagen was ich zu sagen hätte. Ich möchte leben, ohne Angst.  Und ich möchte eine Zukunft haben. Ein Leben.»

Die Fee schaut lange. Überlegt lange.

«Und? Was wünschst du dir konkret?»

«Ich möchte weiss sein.», antworte ich.

Anonym im Netz… Anonymität auf Twitter

Der von mir sehr geschätzte «Twitterer» und «Blogger» Daniel Menna hat wieder einmal eine sehr interessante Frage auf «Twitter» gestellt:

Grundsätzlich ist einmal zu sagen – und das erwähnt schon Winston Smith auf seinem Blog ist man niemals anonym im Internet. Das ist technisch schon ein Ding der Unmöglichkeit. Natürlich kann man seine Spuren verschleiern und bis zu einem gewissen Grad auch verwischen, aber etwas bleibt immer zurück. Ein «etwas», das vielleicht für Normalsterbliche nicht erfassbar ist, wohl aber für Ermittlungsbehörden, die auf ganz andere Daten zurückgreifen können.

Aber grundsätzlich kann man vollkommen «anonym» twittern. Wenn man darunter nämlich versteht, dass man für sein Gegenüber nicht fassbar ist. Sei dies durch eine passende Namens- und Avatarwahl als auch durch sonstige «gefakte» Angaben wie z. B. Mars als Wohnort, etc.

Jetzt kann man natürlich streiten, ob das eine «Pseudonymität» ist, wie Winston Smith schreibt oder eine ganz  «normale» Anonymität.

Und man kann darüber streiten, ob es Anonymität überhaupt braucht: Sollte man nicht immer mit vollem Namen und klarem Foto zu seiner Meinung stehen? Nein, ich denke nicht. Natürlich sollte man differenzieren: Es gibt Dinge, die man nicht einfach ohne weiteres sagen darf, wenn man nachher nicht entsprechendes Feedback haben möchte.

Für mich spricht aber noch ein weiteres Argument für die Anonymität: Das Internet «vergisst» nie. Bereits 2010 forderte der damalige deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) einen «digitalen Radiergummi», damit man unliebsame Inhalte im Internet verschwinden lassen könne (NZZ). Das Problem hierbei ist, dass man wieder einmal versuchen wird, nationale Gesetze international durchsetzen zu wollen und das wird schwierig – wenn nicht gar unmöglich. Solange man nun also Inhalte aus dem Netz, sofern sie nicht illegal sind, nicht löschen lassen kann (zumindest nicht einfach per Knopfdruck), ist die Sache mit der Anonymität und Pseudonymen ganz gut.

Und man kann auch darüber streiten, ob anonym geäusserte Meinungen tatsächlich weniger «wert» sind als von Menschen, die mit ihrem Namen und ihrem Foto dahinterstehen. Auch hier kommt es, denke ich, wieder auf den Einzelfall an. Je nach Thema und der Art wie die Meinung geäussert wird, kann man durchaus auch anonym geäusserten Meinungen glauben schenken. Je komplexer oder polemischer die Sache wird, desto wichtiger wird es, dass man abschätzen kann, inwiefern man eine Meinung bewerten soll – dazu ist es manchmal auch notwendig, den Kontext auf den Sprecher zu erweitern.

Und was man auch vergisst: Anonymität kann auch eine Chance sein. Anonyme Bewerbungsverfahren können helfen, Diskriminierungen zu vermeiden und die Chancen der Bewerber zu erhöhen. Denn manchmal ist es wirklich nicht wichtig, ob der Müller eine Frau oder ein Herr ist, solange er/sie seine Arbeit gut erledigt.

Fazit: Es ist immer zwiespältig: Menschen, die nur «trollen» wollen werden sich immer in der grossen Masse verstecken. Für sie ist die Anonymität der grösste Vorteil. Für uns andere bringt sie ein gewisses Stück Lebensqualität mit. Zumindest solange wie das Internet nicht lernt zu vergessen.