Wie ich mit Rassismus umgehe. Einige Gedanken

Kein Trigger

Ich finde Triggerwarnungen (TW) seltsam. Ich erlaube mir aber, diesem nachfolgenden Text einige Bemerkungen voranzustellen:

  1. In diesem Text schildere ich meine persönlichen Erfahrungen.
  2. Meine Erfahrungen müssen sich nicht mit denen anderer Menschen abdecken.
  3. Ebenso spreche ich ausschliesslich für mich; ich repräsentiere keine Gruppe. Ich möchte das nicht.
  4. Ich war kein einfaches Kind. Ich war aufmüpfig, störte den Unterricht und konnte auch sonst sehr anstrengend sein.
  5. Ich begrüsse jeglichen Meinungsaustausch. Entweder in den Kommentaren oder auf Twitter

Eine (kleine) Einleitung

In einigen Tagen werde ich 40. Als ich damals im Jahre 1981 in Poona (Indien) geboren wurde, stand meine Zukunft unter einem denkbar schlechten Stern: keine Familie, keine Gesundheit. Keine guten Voraussetzungen. Wie gut musste es das Schicksal dann mit meiner Wenigkeit meinen, als ich von wunderbaren Eltern in der Schweiz adoptiert wurde und in behüteten Verhältnissen aufwachsen konnte.

Schon als meine Mutter mit mir im Kinderwagen unterwegs war, gab es Sprüche à la «Wie viel hast du für das Kind bezahlt», etc. Für meine Mutter unvorstellbar und sie kann sich über so was noch heute, knapp 40 Jahre später, aufregen.

Meine Kindheit war teilweise ein Spießrutenlauf. Öfters wurde ich zusammengeschlagen, gehänselt; mir wurden Kleider und Schulmaterial gestohlen und öfters war ich einfach der sprichwörtlich schwarze Peter (man möge bitte für den hierzulande geläufige Namen ein Nomen einsetzen, welches immer mal wieder heftige Debatten provoziert)

Im Nachhinein, aus der Ferne betrachtet, wirkt alles natürlich viel harmloser. Aber als kleines Kind war das nicht so harmlos. Es gab viele Tage, an denen ich mit grosser Angst den Heimweg antrat, weil ich Angst hatte, dass mich ein Mitschüler erschiessen würde (natürlich haben Kindergärtner keine Waffen, aber das war mir damals nicht so ganz bewusst).

Das ging so, bis ich in die Orientierungsschule kam, in der ich einen sehr geduldigen und guten Klassenlehrer hatte. Da war ich aber bereits ca. 13.

Nun kann man sich fragen, was meine Eltern unternommen haben. Sie haben öfters das Gespräch mit den Eltern der «Täter» gesucht, vielfach wurde das aber nicht ernst genommen.

Ich selbst habe mich «gewehrt», indem ich den Unterricht gestört hatte, mit Fragen, mit Dazwischenreden, etc. – wobei ich natürlich sehr wissbegierig war und eigentlich aus Interesse gefragt habe (Vielfach wurde das aber als Provokation ausgelegt).

Auch die Lehrer waren öfters überfordert. Mit der Situation und mit mir. Heute wäre das wohl anders. Nein, ich war kein einfaches Kind und ich weiss nicht, ob ich mit mir selbst zurechtgekommen wäre.

Danach ging es dann besser. Je erwachsener mein Umfeld wurde, desto besser ging es mir. Die «Auswirkungen» sind geblieben: das Misstrauen, die Angst und letztlich auch der Hass. Aber Hass ist keine Lösung.

Wie ich Rassismus sehe

Vielleicht ist meine persönliche Definition von «Rassismus» falsch aber für mich zumindest passt sie so: Rassismus bedeutet für mich (positive) Diskriminierung, Gewalt, etc. aufgrund der Hautfarbe oder der Herkunft. Nicht darunter fällt für mich die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder des Glaubens. (Wer das nach «Gefährlichkeit für die Betroffenen» ordnen mag, darf das gerne tun. Meins ist das nicht)

Und in meiner Definition kann zuerst einmal absolut jeder von Rassismus betroffen sein. Ich halte die moderne Interpretation davon, dass es keinen Rassismus gegenüber «Weissen» geben kann, für sehr gefährlich und in sich schon rassistisch. Nützlich ist das nicht.

Gruppierungen für ein Verhalten verantwortlich zu machen ist selten eine vielversprechende Idee. Egal ob von Rassisten oder Kämpfer gegen Rassismus. Ich kann die Wut und den Hass der Opfer, die das gleichwohl tun, verstehen. Es hilft aber nichts.

Schon sehr lange beschäftigt mich das Thema, aus naheliegenden Gründen. Und ja, ich würde es lieber nicht tun. Es gibt schliesslich schöneres.

Trotzdem habe ich in einem Tweet einmal formuliert, wie man Rassismus bekämpfen kann.

https://twitter.com/abhijitb81/status/1371058090448195590?s=20

Da man mir öfters schon mal Naivität vorwirft, möchte ich meinen Tweet hier weiter ausführen. Vielleicht helfen meine Gedanken ja jemandem.

Rassismus bekämpfen

Zuerst einmal muss man sich der Tatsache bewusst werden, dass man Rassismus niemals besiegen kann. Es ist in der Natur des Menschen, ihm Unbekanntem erst einmal negativ gegenüberzustehen.

Das bedeutet natürlich nicht, das man ihn akzeptieren muss. Aber es hilft bei der Verarbeitung. Zumindest mir.

Ich versuche, es gelingt mir natürlich nicht immer, jedem Menschen positiv zu begegnen und seinem Handeln erst mal eine gute Absicht zu „unterstellen“.

Es ist ein Unterschied, ob ich Menschen feindselig gegenüberstehe oder aufgeschlossen bin. Dabei spielt die Hautfarbe oder was auch immer keine Rolle. Ich rede mit jedem, solange Reden noch möglich ist. Es wird Situationen geben, wo das nicht mehr möglich ist. Soweit sollten wir es nicht kommen lassen. Dafür sind wir alle gleichermassen verantwortlich.

Wo Reden nicht mehr möglich ist, interagieren diese Menschen auch nicht mehr mit mir. Für sie bin ich eine „Persona non grata“. Das ist zwar ärgerlich, lässt sich aber nicht vermeiden. Und es berührt mich letztlich auch nicht mehr.

Jeder Mensch hat irgendwo einen Rucksack mit seinen (Alt-)Lasten. Mit Dingen, die ihn beschäftigen, die ihn prägten. Es ist nicht so, dass, nur weil jemand eine helle Haut (aka „Weiss“) hat, er keine Probleme hat. Und es ist nicht so, dass diese Menschen keine Vergangenheit haben. Sie alle haben Erinnerungen und Erfahrungen, die aus ihnen das gemacht haben, was sie jetzt sind. Jeder Mensch hat eine Vergangenheit und jeder Mensch trägt seinen Rucksack. Mal leichter, mal schwerer.

Mit diesem Wissen versuche ich, die Handlungen eines Menschen zu verstehen und einzuordnen. Natürlich weiss ich nicht von jedem Menschen, mit dem ich zu tun habe, die ganze Lebensgeschichte. Das ist aber auch gar nicht nötig.

Wenn mich also jemand rassistisch attackiert, dann ist dieser Mensch dafür verantwortlich. Niemand sonst. Seine Herkunft, seine Vergangenheit kann das erklären – nicht aber rechtfertigen.

Es geht mir nicht darum, Rassismus zu verteidigen. Aber ich versuche die Menschen zu verstehen. Nicht jede Äusserung, die heutzutage vorschnell als Rassismus abgetan wird, ist auch wirklich Rassismus. Zumindest für mich nicht. Ich wurde früher beispielsweise regelmäßig auf meine Herkunft angesprochen. Heute wäre das undenkbar. Je nach Situation habe ich dann direkt erklärt, woher ich stamme oder ich habe meine Herkunft in einen Witz verpackt. Lachen hilft manchmal das Eis zu brechen :-)

Natürlich gibt es auch peinliche Fragen. Das lässt sich nie ganz verhindern. Aber auch dann bin ich der Meinung, kann man die Nichtbeantwortung sachlich erklären, ohne aus dem Fragenden einen Rassisten zu machen.

Entscheidend ist, wem man die Deutungshoheit gibt. Wem man erlaubt, einem zu verletzen. Wer in einem so nahen Kreis ist, dass mich dessen Worte verletzen können. Das habe ich allein in der Hand.

Denn, ich bin kein Opfer. Ja, ich habe eine andere Hautfarbe. Es hat Jahre gebraucht, bis ich mich in meiner Haut endlich wohlgefühlt habe. Es sind heutzutage nicht die Rassisten, die mich ständig an meine Hautfarbe erinnern. Es sind diejenigen, die vorgeben, gegen Rassismus zu kämpfen. Das ist bedenklich. Ich bin, so hoffe ich doch, viel mehr als meine Hautfarbe.

#Update 06.06.2021: Änderung des Titels sowie einige Rechtschreibfehler, die sich eingeschlichen haben ;-)

Anonym im Netz… Anonymität auf Twitter

Der von mir sehr geschätzte «Twitterer» und «Blogger» Daniel Menna hat wieder einmal eine sehr interessante Frage auf «Twitter» gestellt:

Grundsätzlich ist einmal zu sagen – und das erwähnt schon Winston Smith auf seinem Blog ist man niemals anonym im Internet. Das ist technisch schon ein Ding der Unmöglichkeit. Natürlich kann man seine Spuren verschleiern und bis zu einem gewissen Grad auch verwischen, aber etwas bleibt immer zurück. Ein «etwas», das vielleicht für Normalsterbliche nicht erfassbar ist, wohl aber für Ermittlungsbehörden, die auf ganz andere Daten zurückgreifen können.

Aber grundsätzlich kann man vollkommen «anonym» twittern. Wenn man darunter nämlich versteht, dass man für sein Gegenüber nicht fassbar ist. Sei dies durch eine passende Namens- und Avatarwahl als auch durch sonstige «gefakte» Angaben wie z. B. Mars als Wohnort, etc.

Jetzt kann man natürlich streiten, ob das eine «Pseudonymität» ist, wie Winston Smith schreibt oder eine ganz  «normale» Anonymität.

Und man kann darüber streiten, ob es Anonymität überhaupt braucht: Sollte man nicht immer mit vollem Namen und klarem Foto zu seiner Meinung stehen? Nein, ich denke nicht. Natürlich sollte man differenzieren: Es gibt Dinge, die man nicht einfach ohne weiteres sagen darf, wenn man nachher nicht entsprechendes Feedback haben möchte.

Für mich spricht aber noch ein weiteres Argument für die Anonymität: Das Internet «vergisst» nie. Bereits 2010 forderte der damalige deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) einen «digitalen Radiergummi», damit man unliebsame Inhalte im Internet verschwinden lassen könne (NZZ). Das Problem hierbei ist, dass man wieder einmal versuchen wird, nationale Gesetze international durchsetzen zu wollen und das wird schwierig – wenn nicht gar unmöglich. Solange man nun also Inhalte aus dem Netz, sofern sie nicht illegal sind, nicht löschen lassen kann (zumindest nicht einfach per Knopfdruck), ist die Sache mit der Anonymität und Pseudonymen ganz gut.

Und man kann auch darüber streiten, ob anonym geäusserte Meinungen tatsächlich weniger «wert» sind als von Menschen, die mit ihrem Namen und ihrem Foto dahinterstehen. Auch hier kommt es, denke ich, wieder auf den Einzelfall an. Je nach Thema und der Art wie die Meinung geäussert wird, kann man durchaus auch anonym geäusserten Meinungen glauben schenken. Je komplexer oder polemischer die Sache wird, desto wichtiger wird es, dass man abschätzen kann, inwiefern man eine Meinung bewerten soll – dazu ist es manchmal auch notwendig, den Kontext auf den Sprecher zu erweitern.

Und was man auch vergisst: Anonymität kann auch eine Chance sein. Anonyme Bewerbungsverfahren können helfen, Diskriminierungen zu vermeiden und die Chancen der Bewerber zu erhöhen. Denn manchmal ist es wirklich nicht wichtig, ob der Müller eine Frau oder ein Herr ist, solange er/sie seine Arbeit gut erledigt.

Fazit: Es ist immer zwiespältig: Menschen, die nur «trollen» wollen werden sich immer in der grossen Masse verstecken. Für sie ist die Anonymität der grösste Vorteil. Für uns andere bringt sie ein gewisses Stück Lebensqualität mit. Zumindest solange wie das Internet nicht lernt zu vergessen.

Facebook & Twitter

Schlaflosigkeit ist etwas herrliches – vorausgesetzt man hat Ferien oder möchte einfach nicht schlafen. Wenn man allerdings auf den Schlaf angewiesen ist, ist Schlaflosigkeit das letzte, was man sich nur wünschen kann. Das ist auch der Grund, warum ich hier an meinem Laptop sitze du wieder einmal etwas längeren Beitrag verfasse. So wie es aussieht, wird auch dieser wieder in mehreren schlaflosen Etappen das Licht der Welt erblicken.

In meinem letzten Beitrag habe ich darüber geschrieben, dass wir zwar heutzutage vermehrt miteinander kommunizieren – allerdings ohne wirklich miteinander zu reden. Ich habe das an mir selber festgestellt. Auf meinem «Twitter»-Account habe ich inzwischen über 5'500 mehr oder weniger originelle «Tweets» veröffentlicht. Das meiste ist eigentlich purer «Nonsense» – aber vielleicht ist das genau das, was es braucht. In einer Zeit der «sozialen Netzwerke» und des globalen Zusammenrückens sollte man vielleicht aufhören, sich selber allzu ernst zu nehmen. Eine gesunde Portion Galgenhumor wäre für viele Zeitgenossen wünschenswert. Es gibt nämlich nichts peinlicheres, als wenn man sich selber zu ernst nimmt.

Ich wurde auch schon oft gefragt, warum ich «Twitter» (immer noch) benutze: Die Antwort ist ganz einfach: Im Gegensatz zu Facebook sammelt «Twitter» – vorläufig(?) – noch wenige private Daten und es hat schon seinen Reiz, Emotionen und Meinungen in nur 140 Zeichen niederzuschreiben. Schlagworte pur. Minimalismus pur. Die Worte müssen dementsprechend gewählt werden. Das ganze ist bei «Facebook» natürlich anders. «Facebook» lebt ausschliesslich von den Nutzerdaten und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese gewinnbringend weiterverkauft werden. Deshalb stehe ich «Facebook» ziemlich skeptisch gegenüber. Zuckerberg würde ich nicht unbedingt als meinen Freund betrachten. Weder auf «Facebook» noch im «RL» …

Ich habe zwar noch meinen «Facebook»-Account und die Anzahl meiner «Freunde» dort ist inzwischen gestiegen (nachdem ich einmal ziemlich radikal ausgemistet habe, was bei einigen Zeitgenossen überhaupt nicht gut angekommen ist…), benutze ihn aber im Moment ziemlich selten und wahrscheinlich werde ich ihn in einigen Wochen/Monaten deaktivieren. Obwohl «Facebook» für mich die einzige Möglichkeit ist, mit gewissen Personen in Kontakt zu bleiben… Aber manchmal muss man einfach Prioritäten setzen. Und momentan ist mir «Twitter» einfach sympathischer. Auch wenn sich dort auch so manch ein schräger Zeitgenosse herumtreibt, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, aus welcher Anstalt der entflohen ist…

«Twitter» ist m. E. die konsequente Weiterentwicklung unserer Kommunikation: Minimalismus pur. Nur noch Infos zählen und Schlagzeilen à la Bild resp. Blick bringen die meisten «Follower». Auch das ist nicht unbedingt eine begrüssenswerte Entwicklung.

Natürlich gibt es auch lobenswerte Ausnahmen: «Twitterer», die sich durch besonders ironische, zynische oder einfach nur witzige Kommentare aus der grossen Masse des Mainstreams hervortun. Aber auch die sind selten und ich könnte die wohl an einer Hand abzählen. Denn, auch richtig provozieren will gelernt sein. Ist manchmal nicht ganz einfach…

Ich habe mich eines Nachts einmal gefragt, was mir wichtiger ist: «Facebook» oder «Twitter». Bei mir ist es eindeutig letzteres. Okay, das mag mit meiner persönlichen Abneigung gegenüber Zuckerberg zu tun haben – mir gefällt einfach das Konzept von «Facebook» nicht wirklich. «Facebook», mittlerweile das drittgrösste Land wenn es nach Anzahl Mitgliedern geht, ist für mich nichts anderes als eine riesige Datensammelmaschine (interessanterweise wird ja viel eher «Google» als «Datenkrake» gesehen)…

«Facebook» wird immer mehr zur ganz persönlichen «Peep»-Show: Man kann Bilder von sich und seinen Freunden hochladen (ob diese das auch wollen, wird nicht einmal gefragt), Videos können angesehen werden und dank neuer Technologien sieht man sofort, wo sich ein «Freund» befindet.

Die Frage stellt sich für mich: Wie lange wird dieser – in meinen Augen ungerechtfertigte – Hype um «Facebook» noch anhalten?

Gewiss, nennt mich ruhig altmodisch und konservativ. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese Entwicklung, bzw. diese Richtung wirklich das ist, was wir wollen. In der heutigen Zeit entscheidet vielfach Wissen (über Menschen, Strategien, etc.) über Sieg oder Niederlage… Was ist da wertvoller, als eine gut gefüllte Datenbank mit Nutzerdaten von zig Millionen Menschen? Wie teuer sind diese Daten? Und wichtiger: Was geschieht in Zukunft mit diesen Daten? «Facebook» hat bereits einige Male probiert, sich Rechte an den eigenen, hochgeladenen Bildern zu sichern bzw. über Meldungen auf Pinnwänden, etc. Bisher sind sie jedoch immer wieder zurückgekrebst. Nicht aus Nächstenliebe. Sondern aus purem Eigennutz: Die User wären in Scharen davongelaufen… Das «Facebook» nicht ganz ohne Kritik leben muss, kann man unter anderem auch auf Wikipedia nachlesen…

Zuckerberg ist ja der Meinung, dass «Facebook» nur den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung trägt, wenn es Nutzerdaten offener behandelt.

«Anfang des Jahres 2010 erklärte Zuckerberg (…), als Begründung für lascheren Datenschutz, dass Nutzer freiwillig immer mehr Daten im Internet von sich preisgeben würden und sich Facebook lediglich den gesellschaftlichen Realitäten anpasse. Der Umgang der Menschen mit ihren Daten habe sich stark geändert. Die Menschen würden sich wohl fühlen, ihre persönlichen Informationen mit vielen Menschen zu teilen. (…)  Mehrere Identitäten zu besitzen sei „ein Beispiel für einen Mangel an Integrität“.»

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Zuckerberg#Ansichten)

Ganz interessante Ansichten, oder? Nur, dass stimmt in meinen Augen so nicht. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Erst durch Facebook sehen sich die Menschen «gezwungen», Daten zu teilen, bzw. zu veröffentlichen. Und der Technik sei Dank, ist es auch mit den heute üblichem «Smartphones» möglich, «Facebook» zu benutzen…

Der Mensch wird immer gläserner und das nicht erst seit der «Cumulus»-Karte… Und doch, manchmal möchte ich (von einigen Zeitgenossen zumindest) nicht alles wissen…

«Californication»

Ein Rück- und ein Ausblick.

Eigentlich wollte ich schon im November einen kleinen privaten Jahresrückblick wagen. Das  vergangene Jahr war in vielerlei Hinsicht für mich speziell und gewiss hätte ich viele Zeilen diesbezüglich zu Papier bzw. in meinem Blog niederschreiben können. Ich habe es nicht getan. Wie so oft waren vielerlei Faktoren dafür verantwortlich. Obwohl, wenn ich ehrlich bin, ist nur ein Faktor dafür verantwortlich: Ich. Ich hatte einfach keine Lust (mehr) und wie man an der Frequenz meiner Schreibtätigkeit in diesem Jahr ansehen konnte, war dies oftmals der Fall.

Wie einst Frankenstein seiner legendären Schöpfung im Horror-Roman der Autorin Mary Shelley das Leben einhauchte so gab auch ich meinem «Monster» meinem Weblog Leben. Und ähnlich wie Frankensteins «Sohn» aus einzelnen Körperteilen bestand, so bestand auch mein «Sohn» aus unzähligen Gedanken, Worten, Texten, die allesamt meinem Geiste entsprangen. Das war vor ungefähr vier, bald einmal respektive fünf, Jahren. Eine doch schon beachtliche Zeit für eine Internet-Seite…

Es war nie meine Absicht, grossartig mit meinem Geschreibsel aufzufallen. Ich hatte auch nie den Eindruck, irgendjemanden damit zu irgendetwas zu beeinflussen oder zum Nachdenken zu bewegen (ob’s wirklich so war kann ich natürlich nur vermuten – die spärlich gesäten Kommentare lassen jedoch darauf schliessen).

Früher war ich voller Enthusiasmus und habe dementsprechend viele Beiträge veröffentlicht. Mit der Zeit liess allerdings das Interesse ein wenig nach – mein Blog zu schliessen brachte ich jedoch nicht übers Herz. Wer bringt schon sein eigenes «Kind» um? Es kam die Zeit der Ernüchterung.

Vor einigen Tagen fiel mir ein kleines gelbes «Reclam»-Büchlein in die Hände. «Der Klassenaufsatz» von Erwin Wickert. Ein Buch, das ich während meiner Ausbildung lesen musste und mich immer noch fesselt. Es geht dabei um Schüler, denen ein Lehrer die Aufgabe stellt, einen Aufsatz über sich und ihre vermeintliche Zukunft zu schreiben. Das tun alle, mit grossem Fleiss. Jedoch vergessen alle eine wichtige Komponente: Den Tod.  Sie verplanen ihr Leben, planen Familie, Karriere und Erfolg und vergessen dabei, dass sie doch alle nur «endlich» leben.
Was für die Menschen zählt, ist heute im Internet ganz anders: Selbst gelöscht geglaubte Seiten kann man heutzutage mühelos wieder zutage fördern (Google und Webarchive sei dank…). Ob das immer im Interesse der Verfasser ist/war steht auf einem anderen Blatt…

Ich wusste oftmals nicht wie es mit meinem Blog weitergeht. Oftmals war ich voll motiviert, manchmal ziemlich demotiviert und manchmal war es mir einfach nur noch egal. Den Weg wusste ich nicht. Ich wusste aber, dass er endlich war. Ich wusste, dass ich mein «Kind» irgendeinmal sterben lassen müsste. So geht dieses langjährige Projekt nun einmal zu Ende und was erscheint passender als ein Jahreswechsel?

Seit ich damals angefangen habe zu bloggen, hat sich vieles verändert. Die sogenannt «sozialen Netzwerke» sind entstanden die, wenn man sie einmal genauer betrachtet, so sozial gar nicht sind und haben vielerorts das klassische Blogging verdrängt. Die Welt ist nun wirklich zu einem «globalen Dorf» geworden. Wie einfach ist es nun, jemanden zu «ergooglen» oder auf «Facebook» zu finden. Anonymität und Privatsphäre werden – meistens ziemlich leichtfertig – aufgegeben. Und wofür? Für die legendären fünfzehn Minuten Ruhm?

Das Internet hat vieles verändert. Vieles zweifelsfrei zum Positiven – aber wie so manche Medaille hat auch diese ihre zweite dunklere bittere Seite: Mit einem Mausklick können Texte gepostet werden. Mit einem Mausklick können Menschen fertiggemacht werden (Stichwort: «Cybermobbing»). Mit einem Mausklick können einige Menschen ganz reich und andere noch schneller arm werden. Und das die Regierungen dieser Welt mit dieser neuen «Macht» nicht umzugehen wissen, zementieren sie tagtäglich mit neuen, stumpfsinnigen Gesetzen in denen sie das «Real Life» 1 : 1 aufs «World Wide Web» übertragen wollen.

Das Internet ist zweifelsfrei «erwachsen» geworden – die Benutzer werden allerdings immer jünger und ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir dieser Trend gefallen sollte…

Es erstaunt schon, wenn heutzutage schon dreizehnjährige «Kinder» mit «iPhones» herumlaufen, sich auf Facebook «präsentieren» oder ausnahmslos jede Tätigkeit auf «Twitter» der ganzen Welt kundtun müssen.
Vor bald einmal zwanzig Jahren erhielt ich zu Weihnachten eine elektrische Schreibmaschine geschenkt. Eine herrlich «moderne» Art um Texte zu schreiben! So war es mir doch schon möglich, meine «Manuskripte», bzw. das was ich in meiner Unwissenheit dafür hielt, niederzuschreiben (und wer sich an die Korrekturmöglichkeiten der damaligen Geräte erinnert, der weiss, dass «Korrigieren» damals nicht wirklich einfach war…). Die Maschine war eine erste Zäsur in meiner Tätigkeit als Schreiberling. Ich war gezwungen – gerade weil die Maschine nur beschränkte Korrekturmöglichkeiten bot – meine Texte zu strukturieren. Ich war gezwungen zu denken, bevor ich schrieb (etwas, was heute leider oftmals in umgekehrter Reihenfolge passiert…). Nichts regte mich mehr auf wenn ich eine Seite fertig hatte und in der dritten Zeile einen Orthographiefehler fand. Ich war damals so besessen, dass ich locker eine mühsam getippte A4-Seite zerriss und neu begann… Zumindest wusste ich, nach einem Tag hinter der Schreibmaschine, was es hiess, einen Text zu tippen.

Ich kam, für heutige Verhältnisse, relativ spät zur Informatik. Im Herbst 1996 kaufte ich  mir – vom im Sommer hart erarbeiteten Taschengeld – meinen ersten «IBM Personal Computer» für damals (für mich) teures Geld. Es war die Zeit in welcher ein Tintenstrahldrucker noch um die vierhundert Franken kostete. Auch dieser Schritt brachte eine Zäsur mit sich: Ich konnte endlich meine Texte tippen und später nachträglich korrigieren. Dieses Prinzip verfolge ich noch heute beim Schreiben… Seither habe ich nur noch selten von Hand geschrieben, ausser wenn es von der Schule her verlangt war oder ich einen Brief schreiben wollte. Solche schreibe ich auch heute noch von Hand. Vor allem Menschen, die mir etwas bedeuten. (Auch da kommt es schon mal vor, dass ich eine handgeschriebene A4-Seite zerreisse, wenn ich einen Fehler entdecke…)

Was hat nun meine alte im Keller dahinsiechende Schreibmaschine, mein alter auf dem Computer und meine Handschrift mit diesem Beitrag zu tun? Worum geht es mir eigentlich?

Ziel meines Weblogs war es immer, Texte zu veröffentlichen, die auch «zwischen den Zeilen» eine Botschaft enthielten. Das bedingte natürlich eine immense Arbeit, denn, wenn man eine Person nicht sieht, ist es ziemlich schwer, seine Aussage deuten zu können, da helfen auch die sogenannten «Emoticons» nicht viel weiter.

Aber auch hier zeigt sich ein Problem, das wir schon länger kennen: Die Menschen lesen nicht mehr richtig. Sie (über-)lesen einen Text zwar, übersehen dabei aber jegliche Feinheiten. Der Effekt ist vorhersehbar: Man redet bzw. schreibt aneinander vorbei. Zugegebenermassen ein nicht ganz so neues Phänomen. Allerdings durch den ganzen Internet-Boom ein wenig verstärkt.

Ich habe vor einigen Tagen mit diesem Text begonnen. Es sollte ein Abschiedstext werden, damit ich mein Blog nun endlich einmal begraben kann und doch, ich kann es nicht… Ich hänge zu sehr an diesem Konstrukt, an diesem Monstrum aus Texten und Gedanken.

Also dann, auf ein Neues.

PS: Dieser Text ist über mehrere Wochen hin entstanden, immer wieder überarbeitet worden und stellt nun eine erste annehmbare Fassung dar…
PPS: Den Titel werde ich in einem weiteren Beitrag noch erläutern…

Warum ich «twittere»

Okay, dem einen oder anderen Leser meines viel zu wenig missbrauchten Webtagebuches mag es schon aufgefallen sein: Es läuft zurzeit nicht wirklich viel. Dies hat mehrere Gründe:

  • Zeit: Ja, ein wirklich guter Artikel braucht Zeit. Zeit zum Recherchieren, aber auch um die richtigen Worte in richtige Gedanken zu fassen. Diese Zeit kann (und will) ich im Moment nicht aufbringen.
  • Disziplin: Es ist so, wie bei vielem: Ohne Disziplin läuft nix. So auch hier…
  • Prioritäten: Aktuell sind meine Prioritäten anders vergeben. Das Studium nimmt mich sehr in Anspruch und auch mit diversen anderen Projekten bin ich schwer am Anschlag.
  • «Twitter»..

Vor einiger Zeit entdeckte ich ein neue Art der Kommunikation: «Twitter». Dabei handelt es sich gemäss «Wikipedia» um einen 2006 gegründeten «Mikro-Blogging-Dienst». Der besondere Reiz (für mich zumindest) besteht darin, dass man nur max. 140 Zeichen versenden kann und sich so auf «Notwendiges» beschränken muss.
Ich werde deshalb in nächster Zeit häufiger auf «Twitter» anzutreffen sein.