Von Dummen und so.

Tja, das Leben ist nicht wirklich einfach. Okay, man kann natürlich mit geschlossenen Augen und verstopften Ohren durch die Welt straucheln wie ein Elefant im Porzellanladen. Dieser würde aber zumindest versuchen, so schnell wie möglich wieder aus der Gefahrenzone zu verschwinden – natürlich mit Kolateralschäden zuhauf. Aber immerhin: ein Ende mit Schrecken.

Der Homo Sapiens, der «weise, kluge Mensch» (siehe auch: Wikipedia-Artikel) , hingegen ist sich nicht zu schade, selbst den grössten Unsinn in einer Überzeugtheit zu erzählen, die schon beinahe an Arroganz grenzt. Die eigene Blödheit wird schlichtweg ausgeblendet und durch vermeintliches «Wissen» ersetzt. Tja, so blind müsste man sein.

Aber natürlich ist das Leben nicht so, dass man «Blödheit» und «Weissheit» direkt erkennt. Leider ist es bisher biologisch noch nicht möglich, auf der Stirn gewisser Zeitgenossen eine rote Leuchtdiode zu implantieren, die – immer wenn mal wieder das Hirn aus- und der Mund eingeschaltet wird – blinkt. Wahrscheinlich hätten dann einige Flugzeuge Probleme, die passende Landebahn zu finden…

Gewiss, ich habe mit vielen Menschen zu tun, die das Ding, das zwischen ihren Ohren sitzt und die Leere in ihrem Kopf ausfühlt, nicht benutzen; aber manchmal frage ich mich schon, wie diese Leute gelernt haben, aufrecht zu gehen. Was wäre denn dann der Unterschied zu unseren haarigen Freunden, die wir uns immer mal wieder im Zoo ansehen und dabei denken, wie verschieden wir doch eigentlich sind?

Nein, ich denke nicht, dass Dummheit/Blödheit eine Frage der Vererbung ist. Es ist schlichtergreifend blosse Faulheit. Die Faulheit, selber zu denken, selber mitzudenken und last but not least: Den eigenen Verstand zu gebrauchen.

Um zurück zum Elefanten zu kommen, den ich eingangs bemüht habe (er möge mir das hoffentlich verzeihen!). Ein Elefant vergisst nie. Wer ihn einmal geschlagen, getreten – kurz verletzt – hat, den vergisst er nie wieder. Er lernt aus seinen Fehlern.

Was die sanften Riesen können, sollte doch eigentlich auch für einen Menschen möglich sein. Aber nein, natürlich nicht. Es wäre ja auch zu schön.

Man kann geteilter Meinung sein, man kann andere Einstellungen toll finden und man kann natürlich sein Leben nur den schnöden Dingen widmen und sicherlich gibt es auch einige Talkshows auf Privatsendern, die sich dafür interessieren und ein anständiges Honorar bezahlen, damit man sich auch ja wieder den täglichen Alkohol einfüllen kann.

Aber meistens begnügen sich solche Zeitgenossen ja nicht mit alltäglich ausgestrahlten, beinahe trivialen Sendungen und Sendeplätzen. Sie lieben es, andere Menschen zu nerven, ihnen die Zeit zu stehlen und sie mit Nichtigkeiten zu belästigen.

Dabei verwechseln sie meistens Niveau mit Arroganz und Stil mit Primitivität.

Schade. Aber die Dummen sterben wohl nie aus.

Soldaten sind Kinder

Der berühmte deutsche Sänger Herbert Grönemeyer hat einen bekannten Song, der «Kinder an die Macht» heisst und davon handelt, dass man Kindern das «Kommando» geben sollte. Warum? Weil Kinder keine Kriege führen. Oder etwa doch?

Kriege gibt es schon seit Menschengedenken. Schon immer haben sich ganze Völkerstämme bekämpft. Die Gründe waren damals wie auch heute sehr trivialer Natur: Eroberung von Territorium, Ausweitung von Macht oder das Vernichten einer bestimmten, missliebigen Rasse. Kinder spielten schon früher eine wichtige Rolle in Kriegen. So leider auch heute: Mindestens 300'000 Kinder unter 18 Jahren sind derzeit weltweit in Feindseligkeiten verwickelt. Die meisten Kindersoldaten sind zwischen 15 und 18 Jahre alt, die Rekrutierung jedoch beginnt schon bei Zehnjährigen und sogar noch jüngeren Kindern. Wenn nicht gerade durch das Militär, dann durch die Industrie, die Medien und die Politik in Form von versteckter Werbung.

Szenenwechsel. Ein ganz gewöhnlicher Kindergarten: Kinder sind am Spielen. Sie spielen mit ihren Bauklötzen, mit ihren Puzzles oder malen kleine Kunstwerke. Da gibt es aber in der Ecke einen kleinen Jungen (oder auch ein kleines Mädchen), dass traurig in die Runde schaut und mit dem sich niemand abgibt. Eigentlich wollte es ja mit seinen Kameraden ein Spiel spielen, nur wollen diese nichts mit ihm zu tun haben. Grund? Unbekannt. Für einen Erwachsenen vorerst nicht sichtbar.

Jeder kennt die Situation. Vielleicht aus Sicht des Opfers, vielleicht aus derjenigen des Täters. Kinder sind keine Soldaten. Sie sind nur grausam. Grausam ehrlich.

Soldaten sind Kinder. Kinder sind hilflos. Sie können sich nicht selber wehren, können nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden – zumindest nicht nach der Definition der «Erwachsenen». Sie wissen oft nicht, was sie tun, bzw. warum sie es tun. Sie tun es einfach. Intuition?

Soldaten geht es ähnlich: Auch sie können sich nicht wehren, gegen ihre Vorgesetzten, müssen Befehlen nachkommen, auch wenn sie dies oft nicht wollen. Sie geraten vielmehr zum Spielball der Politiker und Generäle. So gesehen, sind Soldaten Kinder.

Drehen wir den Satz doch einmal um: Kinder sind Soldaten. Diese Aussage können mindestens 300'000 Kinder bestätigen, die in weltweiten Konflikten als Soldaten missbraucht werden. Vor allem in Afrika dienen sie ihren Generälen als effiziente Kriegswaffe – besser als Kanonenfutter. Auf ihre Seele wird dabei keine Rücksicht genommen. Sie müssen für fanatische Ideen ihr Leben hingeben – auch wenn sie eigentlich nur Kinder sein wollen. Grammatikalisch stimmt der Satz in beide Richtungen – inhaltlich jedoch nicht.

Krieg bedeutet die Rückkehr zum primitiven Ursprung unseres Lebens: Immer dann, wenn Menschen zu kriegerischen Mitteln greifen müssen, geht ein Stück dessen verloren, was den Menschen einst vom Tier unterschieden hat – der Verstand. Die meisten Kriege bringen keine Sieger hervor, es gibt letztlich nur Verlierer. Leider sind auch die Soldaten die Verlierer. Sie müssen für andere Menschen ihre Haut riskieren auch wenn sie es nicht wollen.

«Gebt den Kindern das Kommando». Ein Stück aus dem Song «Kinder an die Macht» von Grönemeyer. Was würden Kinder anders tun? Kinder sehen die Welt nicht mit den gleichen, von der Realität gemarterten Augen. Für sie bedeutet jeder Tag eine neue Reise in die unglaubliche Welt des Lebens. Jeden Tag finden sie etwas Neues heraus, begegnen allem Fremden mit ihrer kindlichen Neugier und sind nicht von Anfang an so vorurteilsbehaftet wie die Erwachsenen. Kinder würden, wenn sie an der Macht wären, die Prioritäten anders setzen. Sie denken nicht soweit voraus, planen nur für die nächsten Stunden. Sie verbringen ihre Stunden nicht mit dem Planen von Kriegen. Sie tragen ihre Konflikte direkt aus. Die einzigen „Folgen“ davon sind meistens einige Beulen oder blaue Augen. Angesichts dessen, was in einem Krieg passiert, ist das allerdings verkraftbar.

Kinder sehen die Welt anders. Mit Kinderaugen. Unschuldig. Vorurteilslos. Neugierig.

Soldaten sind keine Kinder mehr. Sie haben ihre Unschuld verloren, mussten sie aufgeben im Namen derer, für die sie kämpfen.

Wie würde wohl die Welt aussehen, wenn Kinder an der Macht wären. Vielleicht ein wenig unordentlicher, vielleicht mehr spontaner, vielleicht auch verspielter. Ganz sicher wäre sie aber eines: friedlicher.

Dieser Text stammt vom 09. April 2003 – ist also fast 3 Jahre alt. Geschrieben habe ich ihn als Schulaufgabe für eine Kollegin, die mich um Hilfe bat. Inhaltlich ist er nach wie vor aktuell. Leider.