Facebook & Twitter

Schlaflosigkeit ist etwas herrliches – vorausgesetzt man hat Ferien oder möchte einfach nicht schlafen. Wenn man allerdings auf den Schlaf angewiesen ist, ist Schlaflosigkeit das letzte, was man sich nur wünschen kann. Das ist auch der Grund, warum ich hier an meinem Laptop sitze du wieder einmal etwas längeren Beitrag verfasse. So wie es aussieht, wird auch dieser wieder in mehreren schlaflosen Etappen das Licht der Welt erblicken.

In meinem letzten Beitrag habe ich darüber geschrieben, dass wir zwar heutzutage vermehrt miteinander kommunizieren – allerdings ohne wirklich miteinander zu reden. Ich habe das an mir selber festgestellt. Auf meinem «Twitter»-Account habe ich inzwischen über 5'500 mehr oder weniger originelle «Tweets» veröffentlicht. Das meiste ist eigentlich purer «Nonsense» – aber vielleicht ist das genau das, was es braucht. In einer Zeit der «sozialen Netzwerke» und des globalen Zusammenrückens sollte man vielleicht aufhören, sich selber allzu ernst zu nehmen. Eine gesunde Portion Galgenhumor wäre für viele Zeitgenossen wünschenswert. Es gibt nämlich nichts peinlicheres, als wenn man sich selber zu ernst nimmt.

Ich wurde auch schon oft gefragt, warum ich «Twitter» (immer noch) benutze: Die Antwort ist ganz einfach: Im Gegensatz zu Facebook sammelt «Twitter» – vorläufig(?) – noch wenige private Daten und es hat schon seinen Reiz, Emotionen und Meinungen in nur 140 Zeichen niederzuschreiben. Schlagworte pur. Minimalismus pur. Die Worte müssen dementsprechend gewählt werden. Das ganze ist bei «Facebook» natürlich anders. «Facebook» lebt ausschliesslich von den Nutzerdaten und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese gewinnbringend weiterverkauft werden. Deshalb stehe ich «Facebook» ziemlich skeptisch gegenüber. Zuckerberg würde ich nicht unbedingt als meinen Freund betrachten. Weder auf «Facebook» noch im «RL» …

Ich habe zwar noch meinen «Facebook»-Account und die Anzahl meiner «Freunde» dort ist inzwischen gestiegen (nachdem ich einmal ziemlich radikal ausgemistet habe, was bei einigen Zeitgenossen überhaupt nicht gut angekommen ist…), benutze ihn aber im Moment ziemlich selten und wahrscheinlich werde ich ihn in einigen Wochen/Monaten deaktivieren. Obwohl «Facebook» für mich die einzige Möglichkeit ist, mit gewissen Personen in Kontakt zu bleiben… Aber manchmal muss man einfach Prioritäten setzen. Und momentan ist mir «Twitter» einfach sympathischer. Auch wenn sich dort auch so manch ein schräger Zeitgenosse herumtreibt, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, aus welcher Anstalt der entflohen ist…

«Twitter» ist m. E. die konsequente Weiterentwicklung unserer Kommunikation: Minimalismus pur. Nur noch Infos zählen und Schlagzeilen à la Bild resp. Blick bringen die meisten «Follower». Auch das ist nicht unbedingt eine begrüssenswerte Entwicklung.

Natürlich gibt es auch lobenswerte Ausnahmen: «Twitterer», die sich durch besonders ironische, zynische oder einfach nur witzige Kommentare aus der grossen Masse des Mainstreams hervortun. Aber auch die sind selten und ich könnte die wohl an einer Hand abzählen. Denn, auch richtig provozieren will gelernt sein. Ist manchmal nicht ganz einfach…

Ich habe mich eines Nachts einmal gefragt, was mir wichtiger ist: «Facebook» oder «Twitter». Bei mir ist es eindeutig letzteres. Okay, das mag mit meiner persönlichen Abneigung gegenüber Zuckerberg zu tun haben – mir gefällt einfach das Konzept von «Facebook» nicht wirklich. «Facebook», mittlerweile das drittgrösste Land wenn es nach Anzahl Mitgliedern geht, ist für mich nichts anderes als eine riesige Datensammelmaschine (interessanterweise wird ja viel eher «Google» als «Datenkrake» gesehen)…

«Facebook» wird immer mehr zur ganz persönlichen «Peep»-Show: Man kann Bilder von sich und seinen Freunden hochladen (ob diese das auch wollen, wird nicht einmal gefragt), Videos können angesehen werden und dank neuer Technologien sieht man sofort, wo sich ein «Freund» befindet.

Die Frage stellt sich für mich: Wie lange wird dieser – in meinen Augen ungerechtfertigte – Hype um «Facebook» noch anhalten?

Gewiss, nennt mich ruhig altmodisch und konservativ. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese Entwicklung, bzw. diese Richtung wirklich das ist, was wir wollen. In der heutigen Zeit entscheidet vielfach Wissen (über Menschen, Strategien, etc.) über Sieg oder Niederlage… Was ist da wertvoller, als eine gut gefüllte Datenbank mit Nutzerdaten von zig Millionen Menschen? Wie teuer sind diese Daten? Und wichtiger: Was geschieht in Zukunft mit diesen Daten? «Facebook» hat bereits einige Male probiert, sich Rechte an den eigenen, hochgeladenen Bildern zu sichern bzw. über Meldungen auf Pinnwänden, etc. Bisher sind sie jedoch immer wieder zurückgekrebst. Nicht aus Nächstenliebe. Sondern aus purem Eigennutz: Die User wären in Scharen davongelaufen… Das «Facebook» nicht ganz ohne Kritik leben muss, kann man unter anderem auch auf Wikipedia nachlesen…

Zuckerberg ist ja der Meinung, dass «Facebook» nur den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung trägt, wenn es Nutzerdaten offener behandelt.

«Anfang des Jahres 2010 erklärte Zuckerberg (…), als Begründung für lascheren Datenschutz, dass Nutzer freiwillig immer mehr Daten im Internet von sich preisgeben würden und sich Facebook lediglich den gesellschaftlichen Realitäten anpasse. Der Umgang der Menschen mit ihren Daten habe sich stark geändert. Die Menschen würden sich wohl fühlen, ihre persönlichen Informationen mit vielen Menschen zu teilen. (…)  Mehrere Identitäten zu besitzen sei „ein Beispiel für einen Mangel an Integrität“.»

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Zuckerberg#Ansichten)

Ganz interessante Ansichten, oder? Nur, dass stimmt in meinen Augen so nicht. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Erst durch Facebook sehen sich die Menschen «gezwungen», Daten zu teilen, bzw. zu veröffentlichen. Und der Technik sei Dank, ist es auch mit den heute üblichem «Smartphones» möglich, «Facebook» zu benutzen…

Der Mensch wird immer gläserner und das nicht erst seit der «Cumulus»-Karte… Und doch, manchmal möchte ich (von einigen Zeitgenossen zumindest) nicht alles wissen…