Todesstrafe: Originelle Leserkommentare

Gestern habe über die wohl hanebüchenste Initiativ-Idee berichtet, die zurzeit den Schweizer Blätterwald beherrscht: Die Wiedereinführung der Todesstrafe (für Sexualverbrecher). Offenbar hat das Thema hohe Wellen geschlagen und offenbar dürfen sich nun auch Menschen melden, die sonst nix zu melden haben, anders sind mir die folgenden Beiträge nicht zu erklären. Einige kleine Schmankerl von (rechts-)bürgerlich, konservativem Denken:

So meint etwa eine Leserin bei «Blick online»:
«Todesstrafe. Egal ob mit dem Auto, einer Waffe oder nur mit den Händen. Ich bin dafür!»
Genau, immerhin ist die Gute konsequent. Fehlt nur noch die Todesstrafe für Manager, die dank ihrer Gier für die Knappheit an Nahrungsmitteln sorgen, oder?

Ein anderer Leser des gleichen Portals doppelt etwa so nach:
«Typisch, immer die Kirche und die, linke Grünen, jammern. Die Todesstrafe ist das einzig richtige für Kinder-Schänder-Mörder. Daran gibts nichts zu diskutieren. Natürlich sind SP und CVP gegen die Todesstrafe… den diese Leute sind ja selber… übrigens Kirche und soziales haben in der Politik nichts zu suchen!»
Tja, was soll, was kann man da noch hinzufügen? Ganz klar, die Todesstrafe für Kinder-Schänder-Mörder ist ein interessanter Ansatz. Töten wir nun also diejenigen, die Kinderschänder töten? Oder töten wir gar Kinder, die Schänder mördern? Fragen über Fragen…
Aber das ist ja nicht das einzige Hors d’oeuvre, das dieser Beitrag beinhaltet: Es wird, wie immer in solchen Fällen, auf die Linken, Grünen und die Kirche eingedroschen. Mit dem gewagten Vorwurf: Wer ja nicht für die Todesstrafe (für Kinderschänder) sei, der sei für die Kinderschänder. Natürlich ein blanker Unsinn.

Ein anderer Leser wiederum (auf dem gleichen Portal) tut seine Meinung so kund:
«mich nimmt es wunder, die wo jetzt alle gegen die todesstrafe sind, wie die reagieren würden, wenn ein sexualverbrecher ihr tochter vergewaltigt und dann sie umbringt!!! ich bin für die todesstrafe, denn so ein mensch hat das leben nicht mehr verdient denn wenn niemand jemand vergewaltigt und auch niemand umbringt, dann wird die todesstrafe nicht eingesezt. so eingach ist dass»
Also, wenn Herr Niemand jemand vergewaltigt und auch umbringt, dann wird die Todesstrafe nicht eingesetzt. Genau, so einfach ist das…

Und noch ein literarischer Leckerbissen gefällig? Wiederum vom gleichen Online-Portal:
«Ich finde es völlig richtig dass die Todesstrafe in der Schweiz wider eingeführt werden soll. So wie das bei uns zu und her geht, ists wirklich wie im Mittelalter. Wenn die Leute sich so b enehmen wollen, dann müssen auch richtige Strafen her. Die meisten Leute lachen über unsere Gesetze. Wie manches Jahr bekommt ein Sexualtäter, he??? in max. 10 Jahren sind diese Menschen bei uns in der Schweiz wider draussen. Wo um Himmels Willen ist da die Gerechtigkeit. Her mit der Todesstrafe!!!»
Genau, die liebe Gerechtigkeit wird bemüht. Ich bin dann mal gespannt, was passiert, wenn der erste Unschuldige hingerichtet wird…

Erstaunlich sind dabei die zahlreichen Wort-Neu-Schöpfungen oder grammatikalisch-orthographischen Wunder, die einige da so vollbringen…

Sommerloch? Die Todesstrafe in der Schweiz…

Das Sommerloch, welches für vielerlei Dinge jedoch ausdrücklich nicht für Langeweile verantwortlich gemacht werden kann, sollte eigentlich inzwischen wieder seriöseren Nachrichten und Themen Platz gemacht haben. Weit gefehlt: Neben der allgegenwärtigen «EU»-Phobie, tummeln sich Wölfe, Rinder, Schafe und neuerdings sogar Todesstrafen-Befürworter in den Medien.
Nun könnte man es natürlich gut finden, wenn auch über «Tabus» wie die «Todesstrafe» ja nun einmal seit einigen Jahrzehnten hier ist, wieder diskutiert wird. Die Initiative, die unter anderem von Marcel Graf, offenbar einem Angehörigen eines Opfers, mitgetragen wird, verlangt im Wortlaut ungefähr folgendes:

«(…)die Wiedereinführung der Todesstrafe bei «Mord mit sexuellem Missbrauch(…)»

Dabei zeigt sich der Schweizer Mob wieder einmal von der besten Seite. Aber ich sagte es ja schon früher: Diskussionen um Kinder, Tiere oder Sex sind nicht möglich. Warum? Weil der Verstand ausgeschaltet und mit dem Bauch diskutiert / argumentiert / disputiert wird.

Die Diskussionen auf nzz.ch oder auf tagesanzeiger.ch lassen finsteres erahnen. Natürlich sind für all die zweifelsohne schrecklichen Verbrechen die Urheber ausgemacht: Die «Linken» und die «Netten», die mit ihrer «Kuscheljustiz» die Täter nur verhätscheln. Natürlich, die «Linken» und «Gutmenschen» sind schuld. Wann sind sie das eigentlich nicht?

Wohlgemerkt und das ist ja wohl das Pikante an dieser Initiative: Es geht nur um Tötungsfälle in Zusammenhang mit Sexualverbrechen. Wenn nun also ein Bankräuber eine Geisel erschiessen würde, würde der nicht hingerichtet. Als ob ein Mord höher zu gewichten sei als ein anderer…

Richtiggehend perfide finde ich dann solche Aussagen, wie man sie z. B. auf «Tagesanzeiger Online» in den Kommentaren nachlesen kann:

«(…) Ich frage Sie dann nochmals, nachdem jemand in Ihrem Bekanntenkreis das Opfer eines Sexualverbrecher geworden ist (die kommen ja nach ein paar Jährchen wieder frei). (…) Diese armen Sexualverbrecher – denen muss doch ein Luxusaufenthalt in einer Edelklinik vergönnt sein oder ? Sie haben ja nur einen Angehörigen auf brutalste Weise umgebracht, na und? »

Es scheint, als hätte die Trollproduktion gerade eine neue Hochkonjunktur erlebt. Dabei zeigen die meisten solchen Kommentatoren ihr wahres, ziemlich primitives Gesicht. «Auge um Auge. Zahn um Zahn.» fordern sie, sind aber letztlich sehr inkonsequent… Denn, es gibt ja auch noch Morde aus anderen Gründen. Hat ja nicht alles mit Sexualität zu tun, oder?

Menschen sind in der heutigen Zeit offen für populistische Forderungen. Dies, obwohl sie insgeheim eigentlich wissen müssten, dass diese nichts bringen. Aber, da der Mensch ja ein ängstliches Herdentier ist – womit wir wieder mal bei Schafen und Wölfen sind – läuft er blindlings hinter einem Rattenfänger – schon wieder eine Märchenfigur – hinterher, der ihnen den Himmel auf Erden oder zumindest gewaltig mehr Sicherheit auf unseren von Ausländern geputzten und asphaltierten Strassen verspricht.

Einfach widerlich.

Es hat sich übrigens auch MeLa vom Projekt sinnfrei darüber schon so ihre Gedanken gemacht…

Dabei frage ich mich, ob das nun alles kleine Schafe sind, oder nur als Schafe verkleidete Wölfe, die nur darauf warten, anzugreifen…