Ausländer in der Schweiz…

Blogger «Datenmatsch» hat einen Artikel zum Thema «Ausländerpolitik» auf seinem Blog veröffentlicht. Da ich seine Meinung diesbezüglich nicht teile, antworte ich ihm mit einem entsprechenden Gegenartikel. Ziel einer solchen Diskussion ist das Sehen und Verstehen von anderen Argumenten, fernab von jeglichem Schwarz/Weiss-Sehen…

«Der Ausländeranteil ist heute höher als je und liegt heute über einem Fünftel der Wohnbevölkerung. Viele Sprechen inzwischen von einer Krise. In der Politik darf es so nicht weiter gehen, die Einbürgerungsanforderungen sind zu lasch!»

Das ist schlicht gelogen: Die Schweizer Staatsbürgschaft ist relativ schwierig zu erlangen. So müssen die Gesuchsteller unter anderem 12 Jahre warten, bis sie überhaupt ein Gesuch stellen können (dieses dauert dann noch ein paar Jahre) und ist auch nicht unbedingt sehr billig.

Von einer Krise spricht übrigens nur die SVP. Warum? Weil die SVP schlicht nur auf diesem Gebiet stark ist und weil sie nur noch hier Stimmen machen kann. (Es sind halt nicht alle Schweizer subventionierte Landwirte)

«Ein wichtiger Aspekt wird oft vergessen: Die Trennung „Schweizer“ – „Ausländer“ scheint nur auf den ersten Blick so einfach. Folgende Punkte machen dies deutlich:

Viele der Schweizer Bürgerinnen und Bürger sind eingebürgerte Personen.

Anderseits sind viele Ausländer und Ausländerinnen hier geboren oder aufgewachsen (zweite bzw. dritte Generation).»

Wozu benötigen wir denn überhaupt eine Trennung? Sind Menschen ausländischer Herkunft automatisch Menschen zweiter Klasse? Wozu soll das dienen? Solche Trennungen dienen vielmehr dazu, andere Gruppen zu diskriminieren.

«Ausländer sind und bleiben Ausländer (Essgewohnheiten, Sprache, (Religion), Mentalität, usw.) eine parallelgesellschaft wird sich entwickeln. Irgendwann ist die Parallelgesellschaft grösser, und fordert den nötigen Platz etc. Fakt ist,das unser Land langsam untergraben wird!»

Diese Aussage ist wohl die Kernbotschaft: «Ausländer sind und bleiben Ausländer». In ihrer Absolutheit lässt sie nicht einmal Spielraum für «Grenzgänger», zum Beispiel Doppelbürger. Aber solche möchte die SVP ja ohnehin nicht…

Parallelgesellschaften fördern diejenigen, die Ausländer liebend gerne an den Rand der Gesellschaft drängen…

Ich frage mich ja auch, von wem unser Land untergraben wird. Von der kosovarischen Putzfrau, die für einen miesen Stundenlohn schwarz arbeitet und so mit ach und krach ihre Familie durchbringt? Oder ist es vielleicht der deutsche Krankenpfleger, der heimlich nachts eine feindliche Invasion in die Schweiz plant?

Der Artikel hält so weder eine Lösung noch sachliche Ansätze bereit. Schade.

Von Indern in der SVP

Gerade Heute ist ein interessanter Artikel in der Online-Ausgabe des «Tagesanzeigers» zu lesen. Darin geht es um einen adoptierten Inder, der nun in der SVP Politik macht und wohl auch ein wenig von der SVP als Figur für deren nicht vorhandenen Ausländerhass dienen soll.

Shanky Wyser, wie der gebürtige Inder heisst, ist natürlich ein Glücksfall für eine Partei, die man bisher eigentlich als ziemlich ausländerfeindlich wahrgenommen hat. So ist er natürlich gelungenes Futter für die Propagandamaschine der SVP.

«Ich hatte schon als Kind Freude an der Landesfahne.» Früh gestört habe er sich dagegen an seinen muslimischen und jüdischen Mitschülern: «Ich kann mich erinnern, dass diese Kinder in der fünften Primarklasse den Schul-Samichlaus schwänzten. Damals habe ich mich intuitiv an Sonderrechten für Minderheiten gestossen. Im Rückblick war das der Anfang meines Interesses an der Ausländerpolitik.»

Soso, ein Inder stört sich daran, dass man Minderheiten respektiert. Das ist natürlich wieder sehr SVP-like. Es hätte mich ja auch gewundert, wenn er wirklich ein anderes Gedankengut mitgebracht hätte…

Der letzte Absatz ist noch interessanter…

Er selber sei im Übrigen nie als Fremder behandelt worden und habe auch keinen Rassismus erlebt – «ausser jetzt vielleicht im Wahlkampf mit diesem Leserbrief». Überhaupt werde das Thema Rassismus viel zu hoch gehängt, findet Wyser. «Wenn die SVP darauf aufmerksam macht, dass es unter den Kosovo-Albanern mehr Kriminelle gibt als bei anderen Bevölkerungsgruppen, dann hat das mit Rassismus doch nichts zu tun», findet er. «Es ist nun einmal eine Tatsache, dass die Menschen vom Balkan eine ganz andere Mentalität haben als wir.»

Sorry, aber das nehme ich ihm nicht ab. Für den adoptierten Inder wird also das Thema «Rassismus» viel zu hoch gehängt (ich habe bewusst diese Form gewählt). Nun, ich denke, gerade in der Schweiz gibt es eine lange Tradition von Rassismus und Angst vor Fremdem.

Was mich bei solchen Leuten einfach nur anwidert ist, dass sie es eigentlich besser wissen müssten. Es ist enttäuschend und beleidigend. Gerade für Leute wie mich. Aber ja, wer hätte so etwas von einem bekennenden SVPler auch anders erwartet…