«Jugendgewalt»

Das Thema «Jugendgewalt» ist und bleibt – vorläufig zumindest – Lückenbüsser und sorgt für hitzige Gespräche, wie auch die Diskussion bei Udo Vetter im Lawblog zeigt. Dabei zeigt sich – und das nicht nur in Deutschland – dass die Mittel zur Bekämpfung der Gewalt unter und von Jugendlichen recht vielfältig sind. So forderte jüngst schon eine äusserst konservative und leicht rechts angehauchte Partei, man solle nebst dem Täter auch die ganze Familie ausschaffen. Wenn, dann bitte schön richtig und ganz. Das Boot ist ohnehin voll und man will sich ja aussuchen, wer kommt und am liebsten würde man dann die Grenzen ganz verschliessen. Das kennen wir ja bereits…

Natürlich sind die Jugendlichen von Heute noch nicht mit den modernen, in Deutschland hergestellten «Folterwerkzeugen» unterwegs. Wo kämen wir denn dahin, wenn alle Schweizer Rabauken sich mit ausländischen Waffen versorgen müssten. Das gute, echte Schweizer Taschenmesser tut wohl auch jetzt noch guten Dienst…

Es zeigt sich innerhalb dieser Diskussionen allerdings auch, wie unterschiedlich die Verantwortung für das «Versagen», «Verrohung» der Jugendlichen verteilt wird. Für einige sind nur die Eltern schuld, die man nun in die Pflicht nehmen soll (wozu sind sie denn sonst da?) und für andere – darunter auch meine Wenigkeit – ist es eher die Gesellschaft als ganzes, inkl. Politik und inkl. Staat.

Udo Vetter bringt es in seinem Blog auf den Punkt. Man müsste die Leute, die für solche Zustände (Verwahrlosung, Perspektivlosigkeit) mitverantwortlich sind, ebenfalls bestrafen. Natürlich kann man es sich auch einfach machen

Diese Meinung teile ich auch. Es kann nicht angehen, dass man den Leuten jegliche Möglichkeit nimmt, sich eine Existenz aufzubauen. Man kann Gewalt nicht verbieten, ebenso wenig wie «Killerspiele». Sie ist ein – zugegebenermassen trauriger – Bestandteil unseres Lebens. Vielmehr müsste man die Politiker, die Manager und Wirtschaftsbosse wieder in die Pflicht nehmen, die sich so oft in ihren Erfolgen sonnen und denen es dabei egal ist, wie schnell sie doch mit einigen Entscheidungen über «Stellenrationalisierungen» Menschenleben vernichten.

Gewalt kommt nicht von ungefähr. Alles, was ich bis jetzt gelesen habe, hat mehr mit Symptombekämpfung zu tun als mit aufrichtiger Absicht, sich dem Problem wirklich anzunehmen. Vielleicht auch deshalb, weil man sich dann selber auf den Schlips treten müsste…

Nachtrag: Viola Amherd (CVP), hat sich in ihrem Weblog ebenfalls zum Thema Jugendgewalt geäussert… Kein schlechter Ansatz…

2 Gedanken zu „«Jugendgewalt»“

  1. Hi Abhijit

    Ich bin ganz Deiner Meinung, dass das Problem Jugendgewalt ein vielschichtiges ist und nicht nur Symptombekämpfung betrieben ewrden darf. Reisserische und populistische Ansätze wie die der SVP finde ich zu kurz gegriffen und dienen wohl mehr dem Wahlkampf als sonst etwas.

    Ich habe letzthin auf dem Blog von Viola A., ihr 4-Säulen-Prinzip der Jugendpolitik entdeckt. Meiner Meinung nach ein Ansatz, der viel weiter führt, als der der SVP (und wohl auch ernster gemeint ist). Die 4 Säulen basieren auf Regression, Prävention, Massnahmen für straffällige Jugendliche zur Wiedereingliederung sowie die Betreuung von Opfern.

    Ich bin mit Dir einverstanden, dass man nicht nur Symptombekämpfung betreiben darf. Jugendgewalt hat viele Ursachen und dementsprechend auch Punkte, bei denen man ansetzen muss. Eine ganzheitliche Jugendpolitik gehört dabei genauso dazu, wie eine sozialverträgliche Wirtschaftspolitik oder eine entsprechende Familienpolitik.

    Liebe Grüsse

    Manu

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