Miles Davis – „Live Around The World“

Miles Davis -

Seit einiger Zeit höre ich leidenschaftlich Jazz-Musik. Sei es auf dem Arbeitsweg oder abends, wenn ich noch etwas lese. Besonders Miles Davis, wohl einer der populärsten Jazz-Musiker aller Zeiten, hat es mir angetan.

„Live Around The World“ erschien 1996 und wurde aus verschiedenen Konzertaufnahmen zusammengestellt bzw. -geschnitten, die in den Jahren 1988 bis 1991 durch Miles Davis absolviert wurden.

Die CD beinhaltet 11 Tracks, wovon Track Nr. 4 mit über 12 Minuten aus dem Rahmen fällt. Andere Stücke dauern höchstens 10 Minuten, das kürzeste nicht einmal 2.

Stück Nummer 4 ist auch eines meiner Lieblingsstücke: „Human Nature“ heisst es. Bekannt wurde es durch das Original von Michael Jackson (es erschien auf seiner berühmten „Thriller“-Platte 1983). Auch wenn Miles Davis anfänglich die Melodie noch spielt, die man durch Michael Jacksons Version kennt, so driftet er später in andere Sphären ab – was keineswegs negativ gemeint ist. Er drückt dem Stück seinen persönlichen Stempel auf – was ganz gut ist.

Nummer 10 ist ein Stück, das man eher von Cindy Lauper kennt: „Time After Time“. Eine wunderbare, berührende Interpretation, die es mir sehr angetan hat und die ich auch des Öfteren höre.

„Hannibal“ bildet den Abschluss und zeigt noch einmal Miles Davis‘ ganzes Können. Es ist eine wahre Freude, ihm beim Spielen zuzuhören und man merkt, wie viel Potential er hat.

Für viele Jazz-Fans mag diese Platte zu poplastig sein. Wer aber Miles Davis kennt, der weiss, dass dieser sich nie Grenzen auferlegt hat.

Ich kann die CD nur empfehlen. Nicht nur Miles Davis Fans.

Die SVP und Norwegen

Heute war ein Flugblatt der SVP im Briefkasten. "Masseneinwanderung stoppen!" – Volksinitiative zum 1. August 2011. Auf einer Doppelseite erklärt die schweizerische Volkspartei, warum wir eine angebliche Masseneinwanderung haben, die es zu stoppen gilt.

Vor einer Woche, am 22. Juli 2011, ermordete ein politisch motivierter, offenbar psychisch Kranker, über 70 Menschen in Norwegen. Als Beweggründe gab er unter anderem eine schleichende Islamisierung Europas an.

Die SVP, insbesondere deren islamkritische Exponenten wie z. B. Oskar Freysinger bemühten sich sofort, sich von diesem vermeintlichen "Einzeltäter" zu distanzieren, ihn in die psychisch-kranke Ecke zu drängen.

Dank Philippe Wampfler (Twitter, Blog) bin ich auf folgenden Artikel auf sueddeutsche.de gestossen. Unter anderem folgende Passagen finde ich ziemlich bemerkenswert:

"Der 22. Juli 2011 hat gezeigt, dass die greifbarste Frucht der islamkritischen Aktivitäten bislang nirgendwo die Zurückdrängung des Islams ist, sondern nur die Spaltung eben derjenigen Gesellschaft, für die die Islamkritik zu sprechen vorgibt, die sie verteidigen und stärken will. Die anderen, lernen wir jetzt, sind wir selbst. Die Anti-Islam-Bewegung hat nicht den Hass gegen den Islam, sondern den gegen das heutige Europa hochgepäppelt, gegen jeden europäischen Bürger und erst recht jeden Politiker, der den Makel hat, sich nicht von ihr irre machen zu lassen.

Niemand, nicht einmal die entschiedensten Kritiker der Anti-Islam-Bewegung, haben das ganze Ausmaß dieses autoaggressiven Potentials erahnen können. Vielmehr haben wir uns von der Rhetorik der Anti-Islam-Bewegung, ja vom bloßen Namen "Islamkritik" in die Irre leiten lassen. In Wahrheit ist der Islam hier nur die (stark überstrapazierte) Bande, über deren Umweg die Kugeln der Kritik die eigene Gesellschaft anstoßen sollen. Die Islamkritiker kritisieren den Islam und meinen die eigene Gesellschaft, die nicht so ist, wie sie sie sich wünschen."

(Quelle: sueddeutsche.de)

Stefan Weidner, der Autor des Artikels, vertritt eine interessante These: Den Islamkritiker geht es weniger um den Islam sondern mehr um diejenigen Menschen, die für andere (Moral-)Vorstellungen stehen.

Interessant ist das deshalb, weil die meisten Islamkritiker sich viel weniger von den Fundamentalisten unterscheiden, als sie wahrhaben wollen.

So gibt es ziemlich offensichtliche Gemeinsamkeiten zwischen den Muslimbrüdern in Ägypten und der SVP. Beide spielen mit der Angst der Menschen vor Veränderungen. Vor der Angst, die Identität zu verlieren. Einen diesbezüglichen Blog-Artikel findet sich auch im "Polit-Blog" des Tagesanzeigers. Die Kommentare der Pro-SVP-Schreiber lassen übrigens sehr tief blicken.

Die SVP ist – wie die anderen rechts-konservativen Parteien – nicht schuld am Massaker in Norwegen. Dafür muss sich der geständige Täter alleine verantworten. Moralisch kann und sollte man sie aber zur Verantwortung ziehen. Die Welt verändert sich und das wird sie auch weiterhin tun – Menschen mit Angst und Misstrauen gegeneinander aufzuhetzen wird dabei nicht viel ändern.